New York Fashion Week: Die Models zeigten wieder mehr Bein. Gemäss dem Saum-Index sind kürzere Röcke in der kommenden Saison ein Indikator für steigende Börsen.

Soeben haben sich wieder die trendweisenden Mode-Designer in New York ein Stelldichein gegeben – und sie haben für die kommende Saison die Rocklängen gekürzt. Und nie schauten Börsenanalysten und -händler gebannter auf die dargebotenen Fesseln und Schenkel der Models. 

Die «New York Fashion Week» ist seit langem nicht nur richtungsweisend für die Bekleidungsbranche. Auch die Finanzindustrie nutzt das Spektakel als Frühindikator für den kommenden Börsentrend.

Kürzer oder länger?

Diesmal stritten sich verschiedene Kommentatoren darüber, welcher Designer mit welchem Modelabel wirklich den Trend für den kommenden Herbst setzt. Und einige fühlten sich angesichts einiger Röcke, die übers Knie reichten, sofort deprimiert, wie das Nachrichtenportal «CNBC.com» berichtete.

Das Wirtschaftsjournal «Business Insider» mochte sich nicht auf reines Bauchgefühl verlassen und hat zum ersten Mal nach den Shows systematisch die Längen von Jupes und Kleidern auf 2'092 Fotos nachgemessen und auf ihre Veränderung im Vergleich zum Vorjahr hin ausgewertet.

Index steigt um 27 Prozent

«Business Insider» definierte den «BI Hemline Index» als Prozentsatz des Saums zum Abstand zwischen Boden und Taille gemessen: je kürzer der Rock, desto höher der Index und desto positiver der Börsenausblick.

Mit dem Resultat: «Hüftmanchetten» wie Anfang 2010 sind zwar keine angesagt. Doch über die Kollektionen der 25 einflussreichsten Designern hinweg kam das Journal auf den Indexwert 44.38. Das sind immerhin 27 Prozent mehr als für die Herbst/Winter-Kollektion 2011 (Indexwert: 35.04).

Ausgewertet wurden die Kollektionen von Marc Jacobs, DVF, 3.1 Philip Lim, Alexander Wang, Bill Blass, Calvin Klein, Carolina Herrera, Christian Siriano, Donna Karan Collection, J. Crew, Jason Wu, Jill Stuart, L.A.M.B., Michael Kors, Nanette Lepore, Oscar de la Renta, Prabal Gurung, Proenza Schouler, Ralph Lauren, Rodarte, Thakoon, Theysken's Theory, Tommy Hilfiger Women's und Vera Wang.

Minis sagten Börsenboom 2010 voraus

miniskirt_200Rückblickend gesehen, sagte das Mode-Spektakel schon 2009 mit superkurzen Röcken den Börsenhype von 2010 voraus. Die Kurse stiegen damals im Frühjahr nicht nur in den USA, sondern erlebten auch in der Schweiz eine Rallye.

Der Saum der Frauenröcke steigt und fällt, zwar nicht täglich, aber saisonal. Einen Zusammenhang dieses «Aufs» und «Abs» mit der Konjunktur erkannte in den 1920er-Jahren erstmals der Ökonom George Taylor, Professor an der Wharton-Universität (Pennsylvania).

Er machte geltend, dass die Frauen in guten Zeiten ihr Röcke hoben, um stolz ihre Seidenstrümpfe zu zeigen. In schlechten Zeiten verdeckten sie dagegen mit längeren Röcken, dass sie sich keine Strümpfe leisten konnten.

Und obwohl Frauen sich heute weniger um Strümpfe sorgen, behauptet sich der «Hemline»- respektive «Rocksaum»-Index in Börsenkreisen hartnäckig als Orientierungshilfe.