Die Volkswirte von Raiffeisen Schweiz rechnen im kommenden Jahr mit einer leicht besseren Konjunktur als im laufenden Jahr. Doch die Unsicherheiten durch die Handelspolitik und die Konjunktur der Nachbarländer können auch hierzulande die Lage belasten.

Die BIP-Prognose der Raiffeisen-Ökonomen für das kommende Jahr 2025 lautet auf 1,3 Prozent Wachstum für die Schweiz (bereinigt um Grossevents). Für das zu Ende gehende Jahr wird mit +1,1 Prozent gerechnet.

Damit bleibe die Konjunktur erneut unter ihrem Potenzial, heisst bei der Vorstellung des Wirtschaftsausblicks am Donnerstag.

Der Ausblick verweist auf die «äusserst widerstandsfähige Dynamik» im gewichtigen Chemie- und Pharmasektor. Zudem habe sich der Ausblick für den Konsum aufgehellt. Dabei helfe das robuste Beschäftigungswachstum in Dienstleistungssektor und die steigenden Reallöhne. Die Inflation 2025 wird mit 0,5 Prozent deutlich tiefer gesehen.

US-Handelspolitik entscheident

Als grössten Unsicherheitsfaktor schätzt Chefökonom Fredy Hasenmaile (Bild unten) die künftige US-Handelspolitik von Präsident Donald Trump ein. «Solange nicht mehr Klarheit über die künftige Handelspolitik der USA besteht, belastet die grosse Unsicherheit die Unternehmensstimmung weltweit, insbesondere aber in Europa», sagt er.

hasenmaile

(Bild: Raiffeisen)

«Sollten sich die Zölle nur gegen China richten könnte das für die europäische Wirtschaft durch Ausweich-Tendenzen sogar einen positive Effekt haben. Zölle gegenüber Europa wären klar negativ.»

Politische Unsicherheit in Deutschland und Frankreich

Die Schweiz leidet schon heute unter einer Nachfrageschwäche aus den Nachbarländern. «Die grössten EU-Länder Deutschland und Frankreich befinden sich wirtschaftlich und politisch in einer schwierigen und unsicheren Lage.» Die Situation in Deutschland habe bereits jetzt spürbare Auswirkungen auf Schweizer Unternehmen, insbesondere bei den Automobilzulieferern und in der Industrie. Der konjunkturelle Einfluss Frankreichs sei geringer, aber kann den Wechselkurs Euro zu Franken klar beeinflussen.

In einigen Bereichen registriere man einen sinkenden Bedarf an Arbeitskräften. Im Dienstleistungsbereich wachse die Nachfrage weiter.
Den Euro-Franken-Kurs schätzt Raiffeisen für das kommende Jahr um die Marke von 0,92 Euro pro Franken und damit nur wenig tiefer als aktuell. Die Schweizerische Nationalbank dürfte die Zinsen weiter senken. Für die Entscheidung in der kommenden Woche wird eine Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte (Bp) auf 0,75 Prozent erwartet.

Weiter sinkende Leitzinsen

Hasenmaile rechnet damit, dass die Zinsen weiter gegen Null sinken werden und für 2026 könnten selbst Negativzinsen nicht ausgeschlossen werden. «Bei den Zinsentscheidungen wird der Franken-Wechselkurs eine wichtige Rolle spielen.»

Die Versorgung der Unternehmen mit Geld für Investitionen sei gut. Es gebe keine Kreditklemme, Finanzierungen seien aber teurer geworden. «Wir sehen einen Bedarf für Diversifizierung bei Finanzierung» hiess es.

Mit Blick auf den Immobilienmarkt rechnet Raiffeisen mit sinkenden Zinsen und steigenden Renditen. Diese lägen wieder im Bereich 230 bis 240 Bp. Damit steige auch wieder das Interesse von Institutionellen. Eine Rückkehr zum Boom der Jahre vor 2020 werde es aber nicht geben.