Wie sieht die Zukunft des Asset Management aus? Wie sehr wird Künstliche Intelligenz das Geschäft verändern? Welche Rolle wird die Personalisierung von Portfolios spielen? Exlusiv für finews.ch geben vier Experten ihre Einschätzung ab. 

Das Asset Management steht vor einem grundlegenden Wandel. Mit technologischen Innovationen, Stichwort Künstliche Intelligenz, wachsendem Kundenanspruch nach nachhaltigen Investments sowie strengeren regulatorischen Anforderungen sind die Marktteilnehmer in den kommenden Jahren noch stärker gefordert. Hinzu kommt der anhaltende Kostendruck. Ein ähnliches Bild zeichnete jüngst auch eine Studie von ZEB; finews.ch berichtete darüber. Welche Trends werden den Markt dominieren? Welche Strategien versprechen Erfolg? Vier Experten geben Auskunft.

 

Christian Machts, Head of Central Region bei Fidelity International


Christian Machts (Bild: zVg)

Wie sehen Sie die Rolle des Asset Managements in einem Umfeld anhaltend niedriger Zinsen?

In einem Umfeld, in dem der Zins immer weniger eine Anlagealternative bietet, wird die Rolle für globales Asset Management nur noch wichtiger. Kunden suchen Wege, ihr Geld zu investieren und es ist unsere Aufgabe, für jeden Bedarf, entsprechende Möglichkeiten zu schaffen und hochwertig im Ergebnis wie auch im Service zu begleiten.

Welche neuen Anlagestrategien gewinnen an Bedeutung?

Ich bin überzeugt, dass Kunden mehr noch als zuvor nach Lösungen mit Income-Charakter suchen werden. Heisst: Laufende Erträge aus Dividenden oder Zinsen zu erwirtschaften, weltweit und dabei immer die Risiken im Blick zu halten.

«Digital Assets bieten eröffnen uns ein komplett neues Investment-Universum»

Daneben geht es auch darum neue Trends, z.B. im Technologie-Bereich investierbar zu machen und im aktuell angespannten geopolitischen Umfeld auch Chance zu finden, wie sie sich aktuell in China und Südostasien zeigen.

Inwiefern verändert die technologische Entwicklung, insbesondere Künstliche Intelligenz und Blockchain, die Asset-Management-Branche?

Massiv! Digital Assets bieten eröffnen uns ein komplett neues Investment-Universum. Damit einhergehen neue Anlageinstrumente und natürlich auch Chancen. Wir haben sehr früh im Bereich «Digitale Währungen» wie Bitcoin Erfahrungen gesammelt und davon profitieren unsere Kunden heute. Aber auch im Asset Management selbst stoppt der digitale Wandel nicht. KI und andere Entwicklungen sind bereits dabei unser Geschäft effizienter, schneller und damit kostengünstiger zu machen.

Welche Chancen und Risiken sehen Sie bei der zunehmenden Bedeutung von passiven Investments im Vergleich zu aktiven Anlagestrategien?

Passive Investments werden weiterwachsen, keine Frage! Wie oft in einem Marktsegment, welches reift, gibt es zunehmend mehr Anbieter und Produkte, mehr Ausdifferenzierung und fallende Preise. Auf dem Markt für passive Indextracker sehen wir bereits jetzt einen ruinösen Preiswettbewerb.

«Für institutionelle Kunden führt heute kein Weg mehr an alternativen Anlagen vorbei»

Gleichzeitig erschliessen sich für Anleger neue Möglichkeiten zwischen aktiv und passiv: die sogenannten aktiven ETFs. Dieser Trend wird den Markt für die kommenden Jahre dominieren. Ein Risiko könnte sein, dass der Produktmarkt stark wächst und es für Kunden schwerer wird, das richtige Produkt zu finden.

Wie beeinflusst die Regulierungslandschaft – wie etwa MiFID II und andere Vorschriften – die Entwicklung des Asset Managements?

Regulierung war schon immer ein wesentlicher Faktor im Asset Management und das wird auch so bleiben. Mit den bevorstehenden Initiativen rund um ESG oder MICA zum Thema digitale Assets in der EU steht schon einiges auf der Agenda, und wir erwarten mehr. In unserem Geschäft müssen wir uns schnell auf neue Vorschriften und Bereiche einstellen.

Wie bewerten Sie den Trend zu alternativen Investments, insbesondere in den Bereichen Private Equity, Immobilien und Infrastruktur?

Das ist ein Wachstumsfeld, in das eine fast unüberschaubare Anzahl von Anbieter vordringt. Die Produkte sind vergleichsweise komplex und in der Regel nicht liquide. Dennoch haben die Chance-Risiko-Profile eine wichtige Funktion für Kunden. Ich erwarte weiteres Wachstum, eine zunehmende Öffnung Richtung Privatanleger und mit dem ELTIF 2.0 endlich eine standardisierte Hülle in dem Bereich. Für institutionelle Kunden führt heute kein Weg mehr an alternativen Anlagen vorbei. Wichtig wird vor allem sein, zu erkennen, in welcher Phase der Marktentwicklung die jeweiligen Bereiche stehen. Da ist professionelle Analyse gefragt.

Welche Rolle wird die Personalisierung von Portfolios und der Einsatz von Robo-Advisors in der Zukunft des Asset Managements spielen?

Das ist ein ganz wichtiger Trend. Kunden suchen zunehmend ihr eigenes Portfolio, nicht von der Stange, sondern für ihre individuellen Bedürfnisse gebaut und verwaltet. Um das zu erreichen, brauchen wir Technologie. Robo-Advice war und ist eine Richtung, die nur für wenige Anbieter zum Erfolg wurde, aber die nächste Welle hat bereits begonnen und setzt neben Brokerage auf viele Services und neue Medien. Das ist vielversprechend.