Die Schweiz verfügt über eine Vielzahl an Single Family Offices. Eine Studie zeigt nun ihre Bedeutung für den Finanzplatz Schweiz auf und weist auf Probleme hin.
Verschwiegenheit gehört zum Wesenskern der Single Family Offices. Das andere Markenzeichen ist ihre wirtschaftliche Potenz: Single Family Office betreuen gewaltige Vermögen. In der Branche spricht man gerne von einem schlummernden Riesen.
Verwaltete Vermögen (AuM) von 600 Milliarden Franken
Diese Bezeichnung tritt es ziemlich gut, wie nun eine Studie des Schweizerischen Instituts für Banken und Finanzen der Hochschule St. Gallen (SBF-HSG) im Auftrag der Swiss Single Family Office Association (SFOA) zeigt. Sie kommt zum Schluss, dass sich das Nettovermögen der Schweizer Single Family Offices (SFO) auf 600 Milliarden Franken einschliesslich Beteiligungen an familiengeführten Unternehmen beläuft. Zum Vergleich: Externe Vermögensverwalter (EAM), einschliesslich Multi Family Offices, verwalteten Vermögenswerte von rund 500 Milliarden Franken.
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Die Studie zeigt ebenfalls: Bei den Single Family Offices handelt es sich um eine junge Branche. Im Gegensatz zu den SFOs im Ausland, die eine Familie oft über viele Generationen hinweg betreuen, bedienen die meisten Family Offices in der Schweiz hauptsächlich die erste und zweite Generation.
Hinter vielen Single Family Office stehen KMU-Betriebe
Für die Studie wurden 220 Single Family Offices mit Sitz in der Schweiz angeschrieben, 70 kamen der Einladung nach und gaben Auskunft. Der Verband schätzt, dass es in der Schweiz zwischen 250 und 300 SFOs gibt, so dass die Antworten etwa 25 Prozent der Branche repräsentieren.
Bemerkenswert ist im Weiteren, dass bei 70 Prozent der befragten SFOs ein Familienunternehmen dahintersteht. Es handelt sich dabei mehrheitlich um KMU. Dies unterstreicht die Bedeutung als Wirtschaftsfaktor. In 70 Prozent der Schweizer Single Family Offices ist die Familie aktiv beteiligt. «Die Single Family Offices sind ein wesentlicher Teil der DNA des Unternehmerlandes Schweiz», sagt Kurt Moosmann, Präsident der SFOA, im Gespräch mit finews.ch.
Branche fordert Selbstregulierung
Die Studie bildet nicht nur die Situation ab, sondern zeigt auch Handlungsfelder auf. So spricht sich eine Mehrheit der Befragten für die Einführung eines Lizenzierungsregimes aus, das auf Selbstregulierung beruht. Mit diesen Leitplanken soll die Branche besser geschützt vor unseriösen Playern und ein Mindeststandard gesetzt werden.
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Die SFOA will nun den Ball aufnehmen, mit den Mitgliedern einen Mindeststandard erarbeiten, der danach der Finanzmarktaufsicht (Finma) entsprechende Standards vorlegen. «Wir tun dies nicht aus Selbstzweck, sondern weil wir dies auch zum Schutz und zur Stärkung des Finanzplatzes Schweiz als wichtig erachten», sagt Moosmann.
Da es international kaum Standards in dieser Art gibt, könnte die Schweiz auf diesem Gebiet in der Tat eine Vorreiterrolle übernehmen. In der Branche spricht man denn auch von einem Goldstandard. «Auf jeden Fall würde eine solche Regelung die Attraktivität des Standorts Schweiz stärken», sagt Felix Oeschger, Vorstandsmitglied SFOA, vor dem Hintergrund von internationalen Mitbewerbern wie Singapur oder Dubai, die bezüglich Family Offices in den vergangenen Jahren viel Terrain gutgemacht haben.
Austausch mit Bund und Kantonen verstärken
Daneben sieht die SFOA politischen Handlungsbedarf, um das Kapital besser schützen zu können. Es gehe dabei um das Human-, Finanz- wie auch Sozialkapital. Unter Letzterem versteht die SFOA insbesondere die Philanthropie. Es brauche einen verstärkten Austausch zwischen der SFOA, dem Bund und den Kantonen, sagt SFOA-Präsident Moosmann: «Viele Single Family Offices sind heute hybrid aufgestellt, das heisst, sie sind nicht mehr nur auf einen Finanzplatz konzentriert. Umso schneller sind sie auch wieder weg, wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen», gibt er zu bedenken.