Die früheren Portfolio-Manager des erfolgreichen Pictet-Wasserfonds investieren seit fünf Jahren auf eigene Faust. Was haben sie in dieser Zeit erreicht?

Vor fünfeinhalb Jahren wechselte ein sechsköpfiges Team von Pictet zum französischen Asset-Management-Konzern Natixis Investment Managers (Natixis). Das sorgte für Aufsehen, da die Crew zuvor über viele Jahre unter anderem den höchst erfolgreichen Wasser-Fonds dieser Schweizer Privatbank betreut hatte – und der bis heute ein Aushängeschild des Hauses ist.

Mit der Unterstützung von Natixis gründete das Team unter der Leitung von Karen Kharmandarian in Paris die Investmentfirma Thematics Asset Management (Thematics) und lancierte, wie es der Name impliziert, Ende 2018 zunächst drei thematische Fonds: Wasser, Sicherheit sowie Robotics/AI. An Thematics hält Natixis 50,1 Prozent, während die übrigen Anteile bei den sechs Gründungspartnern sowie bei einigen Kaderleuten liegen.

Auf dem Radar grosser Anleger

«Von Anfang an war für uns klar, bei der Fondsgrösse und den Strategiekapazitäten höchst sorgfältig vorzugehen», sagt Kharmandarian im Gespräch mit finews.ch. Kaum hatte Thematics richtig losgelegt, kam jedoch Covid, was die Entwicklung des Unternehmens zunächst einmal einschränkte. Gleichwohl legte die Crew zwei weitere Fonds zu den Themen Wellness und Subscription Economy auf. Dabei geht es einerseits um Firmen, die in den Bereichen Gesundheit, Pflege und im weitesten Sinn im «Well-Being» tätig sind, und andererseits um Unternehmen, die Abonnements aller Art anbieten und damit wiederkehrende Einnahmen generieren. So Thematics wuchs, wenn auch gemächlicher als ursprünglich geplant. Nun, nach fünf Jahren, zieht die Firma erstmals Bilanz.

Mit einem Fondsvermögen von knapp 4 Milliarden Dollar liegt das Unternehmen, das mittlerweile 22 Leute (davon 11 Investmentmanagers) beschäftigt, in der angepeilten Bandbreite von 3 bis 5 Milliarden Franken, wie Kharmandarian im April 2019 gegenüber finews.ch angekündigt hatte. «Mit mehr als 400 Millionen Dollar in den erstlancierten Fonds und der guten Performance gelangen wir jetzt auch auf den Radar grösserer institutioneller Anleger», sagt Kharmandarian. Davon verspricht er sich in den nächsten Monaten einen signifikanten Vermögenszufluss, was wiederum Perspektiven für neue Fonds eröffnet, wie er weiter erklärt.

Vier Kritierien für ein Thema

Der Thematics-Chef räumt allerdings auch ein, dass es nicht einfach sei, wirklich gute, neue Themen zu finden. Gewisse Ideen würden bei genauerer Prüfung Gefahr laufen, bloss eine Nische abzudecken, so dass das Investment-Universum auf längere Sicht zu begrenzt sei.

«Unsere vier Kriterien für die Bewertung Thema, das zu einer Strategie wird, sind: Erstens muss es ein langfristig angelegtes Thema sein, zweitens einen breiten Anwendungsbereich in verschiedenen Branchen und Regionen haben; drittens muss das Thema in seinen Auswirkungen auf die Unternehmen qualitativ wie auch quantitativ messbar sein, und viertens müssen die Kriterien eines verantwortungsbewussten Investitionsansatzes befolgt werden», erklärt Kharmandarian.

Unter diesen Prämissen haben die Thematics-Leute auch verschiedene Themen nach eingehender Prüfung wieder verworfen; etwa einen Fonds im Bereich Raumfahrt (Space) oder in diversen Energie-Feldern (Hydrogen).

Fintech im Visier

«Wir prüfen eine Strategie, die darauf abzielt, zwischen börsennotierten und liquiden Titeln in unseren derzeit verwalteten Strategien und dem nichtkotierten Bereich positioniert zu werden, das heisst, in Strategien, die sich in ihrer Post-Börsengang- und Skalierungsphase befinden», sagt der Thematics-Chef. In der Regel benötigt sein Team rund 18 Monate, um ein neues Thema in einen Fonds zu verpacken und an den Markt zu bringen; das Anlage-Vehikel ist dann in 40 bis 60 Titel investiert.

Vor dem Hintergrund der jüngsten, vielfach disruptiven Veränderungen und Entwicklungen in der Finanzbranche sieht Kharmandarian gute Möglichkeiten auch im Fintech-Bereich. «Hier gibt es eine Vielzahl von interessanten aufstrebenden Unternehmen, die in den nächsten Jahren eine führende Marktstellung erlangen und zu Gestaltern der Branche werden könnten. Fintech hat viel Potenzial als Investment-Thema», ist der Thematics-Chef überzeugt.