Ritu Vohora ist beim britischen Fondshaus M&G auf Risiken spezialisiert und vergleicht ihr Geschäft mit der Formel 1.
Viele Fondsmanager stehen auf Krigesfuss mit der Risk-Management-Abteilung ihres Unternehmens. Gerade weil die Kontrolleure nicht selten dazwischenfunken.
Anders beim britischen Fondsanbieter M&G. Statt auf Überachungsapparat setzt er auf Teamplay – ein interessanter Ansatz.
Homogen und gut integriert
Mit verwalteten Vermögen von 226 Milliarden Euro und einer langen Tradition im Fondsmanagement hat M&G ein Risikomanagement entwickelt, an dem sich manche Banken ein Beispiel nehmen könnten.
Das Risk Management bei M&G stammt aus den Zeiten vor der Finanzkrise. Mit anderen Worten: es wurde nicht als Reaktion auf die jüngsten Turbulenzen implementiert. Unter diesen Prämissen präsentiert sich die Abteilung als ein homogener und gut integrierter Teil des gesamten Fondsmanagement-Prozesses.
Vergleiche mit der Formel 1
Ritu Vohora (Bild) ist Risikospezialistin bei M&G. Sie vergleicht das Risk Management mit einem Formel-1-Team. Während der Fondsmanager quasi als Fahrer für die Performance des Fonds zuständig sei, stelle die Risk-Management-Abteilung das Mechaniker-Team, welches dafür sorge, dass alles reibungslos funktioniere.
Eine Hauptaufgabe des Risk Managements sei der ständige Diskurs mit den Fondsmanagern. Dies bedeute nicht, dass den Managern vorgeschrieben werde, wie sie ihren Fonds zu verwalten hätten. Vielmehr solle so eine konstruktive Debatte entstehen, sagt Vohora.
Neutrale Perspektive
Im Gegensatz zum Fondsmanager habe das Risk Management eine neutrale Perspektive zum jeweiligen Fonds und könne so einen allfälligen Bias des Manager eher feststellen.
So komme es immer wieder vor, dass beispielsweise ein Fonds durch eine Investition in einen bestimmten Markt übergewichtet sei, oder eine Position trotz des erreichten Kurszieles gehalten werde.
Mehr Risiko erwünscht
Ist dies der Fall, konfrontiert das Risk Management von M&G den Fondsmanager mit den Fakten. Es liege dann immer noch an ihm, wie er sich entscheiden wolle, erklärt Vohora. Die Aufgabe des Risk Managements sei es, den Diskurs zu fördern.
Das Risk Management von M&G greift jedoch nicht aktiv in die Fondsverwaltung ein, sondern überwacht, ob sich der Fonds auch so verhält, wie ihn der Manager aufgebaut hat. «Darum kann es auch vorkommen, dass wir einem Manager vorschlagen, er soll mehr Risiko eingehen», erläutert Vohora.
Tiefes Beta erhöht
Als Beispiel dafür erwähnt sie den M&G Global Dividend Fund. Der zuständige Manager Stuart Rhodes investierte in Titel von eher defensiven Unternehmen, die kontinuierliche Dividenden auszahlen. Ein Grossteil dieser Titel verfügte jedoch über ein vergleichsweise tiefes Beta.
Daher regte das Risk Management an, nach Investitionsmöglichkeiten zu suchen, die eher zur Anlagestrategie des Fonds passten und entsprechend über einen höheren Beta-Wert verfügten.
Fondsanbeiter mit Schrittmacher-Funktion
In diesem Sinne versteht sich die Risk-Management-Abteilung von M&G als Support-Einheit für die Fondsmanager und nicht nur als Kontrollstelle. Der Ansatz kommt auch bei den Managern gut an, wie Vohora versichert.
Das Fondshaus M&G wurde 1901 gegründet und wirkte bei vielen Entwicklungen in der Fondswelt federführend mit. So legte es 1931 den ersten Publikumsfonds in Europa auf oder lancierte 1976 als erstes einen Rohstoff-Fonds.