Nach Deutschland werden die Anti-Geldwäscherei-Vorkehrungen der Zürcher Derivatespezialistin Leonteq auch in Frankreich zum Thema. Einem Medienbericht zufolge hat die Aufsicht im Nachbarland die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.
Seit Längerem bekannte Vorwürfe wegen angeblichen Mängeln in der Geldwäscherei-Abwehr nehmen für Leonteq eine neue Wende. Wie die französische Zeitung «Les Echos» (Artikel bezahlpflichtig) vermeldete, hat die heimische Aufsichtsbehörde ACPR bei der Staatsanwaltschaft in Paris Meldung erstattet.
Dem Bericht zufolge befasst sich die Aufsichtsstelle schon länger mit dem Anti-Geldwäscherei-Dispositiv der örtlichen Niederlassung der Zürcher Derivatespezialistin.
Behörde äussert Verdacht
Laut dem Blatt hat die Behörde dazu bereits eine Untersuchung gestartet; nun soll sie den Justizbehörden Meldung erstattet haben: Der Verdacht, so heisst es, lautet auf Geldwäsche und schweren Steuerbetrug. Die Aufsicht bemängle bei der französischen Leonteq-Tochter ausserdem unzureichende Kontrollen bei riskanten Transaktionen sowie Transaktionen im Zusammenhang mit Kunden in Ländern, die auf den Warnlisten der internationalen Stelle zur Geldwäschereibekämpfung FATF auftauchen.
Das klingt alarmierend; gegenüber dem französischen Blatt erklärte Leonteq indessen, es sei dem Unternehmen nicht bekannt, dass eine französische Aufsichtsbehörde eine solche Angelegenheit bei der Staatsanwaltschaft gemeldet hätte. Auch wisse man nicht von solchen Schlussfolgerungen. Im Rahmen ihrer Tätigkeit unterliege Leonteq jedoch regelmässigen Kontrollen durch verschiedene Behörden.
Keine Anhaltspunkte
Auf Anfrage von finews.ch verweist das Derivatehaus auf den Geschäftsbericht des vergangenen Jahres. Dort hat das Institut offengelegt, dass Leonteq in den Jahren 2022 und 2023 mit «bestimmten Vorwürfen in Bezug auf Produkte» konfrontiert gewesen sei, die früher von Drittanbietern vertrieben wurden.
Leonteq hat die Vorwürfe, über die auch finews.ch berichtete, in den vergangenen Jahren intern und extern untersucht und die Beschuldigungen zurückgewiesen. Auch jetzt betont ein Firmensprecher, die Untersuchungen hätten keine Anhaltspunkte dafür ergeben, dass Gesellschaften oder Mitarbeitende von Leonteq vorsätzlich an möglichem Steuerbetrug, Geldwäscherei oder einem anderen kriminellen Fehlverhalten beteiligt gewesen seinen.
«Leonteq hat ausserdem offengelegt, dass das Unternehmen im Berichtszeitraum weiterhin aufsichtsrechtlichen Prüfungen unterstand, da Behörden in einigen Ländern die Angelegenheiten, die mit den erhobenen Vorwürfen zusammenhängen, weiter untersuchten», so der Sprecher. Leonteq führe einen aktiven Dialog mit den Aufsichtsbehörden. Ebenfalls würden die Compliance-Richtlinien, -Systeme und -Governance kontinuierlich verbessert.
Deutsche Aufsicht stellte schwere Defizite fest
Dennoch reisst die Thematik für die Schweizer nicht ab. Nach von Leonteq zurückgewiesenen Vorwürfen in der britischen Zeitung «Financial Times» vom Jahr 2022 wurde die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) bei der Europa-Tochter der Derivateeschmiede vorstellig. Die Bafin stellte vergangenen November «schwere Defizite unter anderem bei der Auslagerung von internen Sicherungsmassnahmen, der Anwendung von Sorgfaltspflichten und bei den Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflichten» fest.
Die deutsche Aufsicht verfügte damals, dass diese Mängel zu beseitigen seien; ein Busse wurde jedoch nicht verhängt.