Die Vergütungen bei europäischen Private-Equity-Firmen sind in diesem Jahr gestiegen. Frauen verdienen in den Topetagen jedoch deutlich weniger als ihre Kollegen, wie eine Umfrage zeigt. Wie geht es nun weiter?
Das Jahr 2023 stellt sich für Risikokapitalgeber als ein Wechselbad der Gefühle dar. Steigende Zinsen und geopolitische Unruhen setzten dem anhaltenden Aufschwung der Private-Equity-Branche (PE) ein jähes Ende.
Der deutliche Einbruch bei den Deals und ein flauer Markt für Börsengänge machen das Jahr zum wohl schlechtesten der letzten Dekade. Selbst die Giganten der Branche sahen sich dieses Jahr gezwungen, ihre Ambitionen für Flaggschiff-Fonds zurückzuschrauben.
Raueres Klima
Im Schatten dieser Szenerie glänzt jedoch ein erstaunlich widerstandsfähiges «Detail»: die Gehälter der PE-Manager. Eine Umfrage des Headhunters Heidrick & Struggles unter 212 PE-Spezialisten zeigt, dass in Europa trotz des raueren Klimas die Gehälter in der Branche weiter steigen, wenn auch in moderaterem Tempo als zuvor. Dies deutet auf eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit des PE-Geschäftsmodells hin.
Fast alle Hierarchieebenen meldeten laut der Umfrage einen Anstieg der Grundgehälter und Boni – mit Ausnahme der Boni für Managing Partner und Partner. Die so genannten Associates, die unterste Stufe in dieser Pyramide, verzeichneten 2023 den grössten Lohnsprung: Die Löhne stiegen im Durchschnitt um fast 13 Prozent auf rund 109’000 Euro im Vergleich zum Vorjahr. Das Grundgehalt der Topmanager kletterte derweil von 307’000 auf über 325’000 Euro.
Gewisse Abstriche
Während Associates und Principals auch bei den Bonuszahlungen deutlich mehr einstrichen als im Vorjahr, musste das Topkader bei den Prämienvergütungen Abstriche hinnehmen. Mit durchschnittlich rund 321’000 Euro fielen die Bonuszahlungen der obersten Führungsebene aber immer noch stattlich aus, gegenüber rund 338'000 Euro im Vorjahr.
Auffällig ist, dass die Befragten ausserhalb Grossbritanniens niedrigere durchschnittliche Grund- und Bonuszahlungen melden.
Kampf um Talente
Bei einer etwas längerfristigen Betrachtung fällt vor allem der Gehaltsanstieg der Associates auf. Ihre Gesamt-Barvergütung ist im Dreijahres-Vergleich um durchschnittlich 20,7 Prozent pro Jahr gestiegen.
Dieser bemerkenswerte Anstieg ist laut den Experten von Heidrick & Struggles auf den verstärkten Wettbewerb um junge Talente durch Investmentbanken und Corporate-Finance-Häuser sowie auf die gestiegene Nachfrage nach Finanzexpertise in Branchen wie Technologie und Gesundheitswesen zurückzuführen.
Unsichtbare Lohnschere
Auffallend ist aber auch die Lohnungleichheit in der Teppichetage. Die Entlöhnung nach Geschlecht zeigt auf den obersten Managementebenen ein deutliches Gefälle. Frauen verdienten im Jahr 2023 rund 377'000 Euro an Gehalt und Bonus. Ihre männlichen Kollegen brachten mit gut 631'000 Euro fast doppelt so viel nach Hause.
Als Grund nennt die Studie, dass einige der Top-Frauen nicht Vollzeit arbeiten und nur wenige Gründungspartner sind, was sich auf die Vergütung auswirkt.
Erfreulich ist, dass auf den unteren Ebenen die Gehälter von Männern und Frauen nahezu gleich sind. Frauen verdienen hier sogar etwas mehr als ihre Kollegen. Dies deutet zumindest darauf hin, dass sich auch auf der obersten Führungsebene das Lohngleichgewicht zwischen den Geschlechtern im Laufe der Zeit verbessern dürfte.
Talsohle durchschritten?
Nach dem sehr schwierigen Jahresstart haben sich die Aktivitäten im PE-Sektor in der zweiten Jahreshälfte belebt. Die Transaktionen nehmen wieder zu, da die Unternehmen einen besseren Überblick über die Zinsentwicklung haben und die makroökonomische Volatilität abnimmt.
So kündigten die PE-Gesellschaften im dritten Quartal des Jahres Transaktionen im Wert von 101 Milliarden Dollar an, was in etwa dem Niveau der ersten beiden Quartale des Jahres entspricht, wie eine aktuelle Studie der Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft EY zeigt. Allerdings steigt die Zahl der Transaktionen nach dem Tiefpunkt im ersten Quartal wieder deutlich an.