Die Verkaufswelle an den Börsen hat in den Bilanzen der Schweizer Pensionskassen gemäss Berechnungen von WTW Schweiz deutliche Löcher gerissen. Jetzt dürfen die Stiftungsräte nicht in Panik verfallen, sondern brauchen Nehmerqualitäten.
Für die Schweizer Pensionskassen endete das dritte Quartal mit einem weiteren Tiefschlag, obwohl eine kurze Atempause im Juli den besonders schlechten September etwas ausgleichen konnte. Die Vermögenswerte einer typischen Schweizer Pensionskasse brachen in diesem Quartal um rund 3 Prozent ein.
Damit liegt die Jahresrendite einer Schweizer Pensionskasse derzeit im Mittel bei einem Minus von rund 13 Prozent, wie aus einer Mitteilung von WTW Schweiz (vormals Willis Towers Watson) vom Donnerstag hervorgeht.
Bezeichnend für das schwierige Anlageumfeld ist, dass erstmals seit über zehn Jahren die Anleiherenditen bei den für Pensionskassen wichtigen Laufzeiten eine inverse Zinsstruktur aufweisen. Unter «normalen» Umständen ist das Gegenteil der Fall: Dann verlangt ein Schuldtitelinhaber als Entschädigung für die Zinsänderungs- und Ausfallrisiken eine höhere Rendite, je länger die Laufzeit einer Anleihe ist.
Inverse Zinskurve belastet
Für Vorsorgepläne mit einer Laufzeit von mehr als zehn Jahren bedeutet eine inverse Zinsstruktur, dass der Diskontierungssatz, welcher der Berechnung der Pensionsleistungen zugrunde liegt, mit zunehmender Laufzeit des Plans sinkt. WTW Schweiz schätzt, dass der Einfluss derzeit 5 bis 10 Basispunkte beträgt.
Trotz der sehr schlechten Anlagerenditen im bisherigen Jahresverlauf und der ungewöhnlichen Inversion der Renditekurve für Unternehmensanleihen können die Pensionskassen gemäss WTW Schweiz gegenüber dem Jahresbeginn noch immer mit einer Verbesserung der Netto-Pensionsverpflichtungen in der Bilanz rechnen.
Verpflichtungen weiter auf Tiefstand
So verharren die Pensionsverpflichtungen für Unternehmen nach internationalen Rechnungslegungsstandards noch immer rund 20 Prozent niedriger als zu Jahresbeginn und bewegen sich damit beinahe am tiefsten Stand seit neun Jahren.
Demgegenüber gingen die Planvermögen im dritten Quartal um weitere 3,3 Prozent zurück, sodass der WTW Pension Index um 4,4 Prozent einbrach. Der illustrative Deckungsgrad, also das Planvermögen im Verhältnis zu den Pensionsverpflichtungen, fiel gemäss den Berechnungen von WTW Schweiz von 129,7 Prozent per Ende Juni auf 125,3 Prozent per Ende September.
Ruhe bewahren
Experten von WTW raten den Stiftungsräten der Pensionskassen trotz Kursrutsch an den Börsen zu Besonnenheit. Die Aufsichtsgremien müssten sich weiterhin auf die langfristige, nachhaltige Ausrichtung der Anlagestrategie konzentrieren. Dazu gehören Aspekte wie die Diversifizierung von Risikoprämien, die Berücksichtigung nachhaltiger Anlageprinzipien sowie eine Verbesserung des Risikomanagements und der Governance.