Nach Zug und Lugano will sich nun auch Neuenburg als Schweizer Hub für Startups aus der Krypto-Szene profilieren. Das Timing ist herausfordernd.

Mit klingenden Namen wie Ether oder Tether kann die Neuenburger Krypto-Szene zwar noch nicht aufwarten. Hingegen mit stiller Aufbauarbeit. Die Digitalwährungs-Plattform Bity ist hier bereits im Jahr 2013 gestartet, nach und nach sind Firmen wie Peach gefolgt (nicht zu verwechseln mit der kotierten Zürcher Immobiliengesellschaft Peach Property).

Am vergangenen Freitag haben sich die Akteure nun ein Stelldichein gegeben, und immerhin 50 Personen fanden zusammen, wie die Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» berichtete.

Im Schatten des Crypto Valley

Wie das Blatt über die Szene am Jurafuss schreibt, haben sich einige nach Neuenburg gewandt, nachdem sie etwa in Frankreich und am Genfer Bankenplatz verschlossene Türen für ihre Projekte vorfanden. In der Stadt Neuenburg im gleichnamigen Kanton sei nun «alles so einfach», wird eine Unternehmerin zitiert. Alle Dienste für Startups seien auf engstem Raum vorhanden, und die Gemeinde greife einem tatkräftig unter die Arme.

Angesichts des Crashs von Krypto-Anlagen ist das Timing für die öffentliche Lancierung eines Hubs sicher herausfordernd. Ebenfalls stehen die Neuenburger im Schatten des Zuger «Crypto Valley», wo die meisten Akteure der Schweizer Branche zuhause sind und die Stadt äussert zuvorkommend auf die Szene zuging – so lassen sich in Zug auch Steuern mit Digitalwährungen begleichen.

Im Dienst der Uhrenbranche

Eine richtiggehende Standort-Offensive hat auch Lugano losgetreten, wie finews.ch berichtete. Die Tessiner Stadt konnte dabei bereits mit prominenten Partnern aufwarten. Alle diese Initiativen werden aber nun vom Crash der wichtigsten Digitalwährungen überlagert – der Bitcoin etwa hat seit dem Hoch vom vergangenen November zwei Drittel seines Werts eingebüsst.

In Neuenburg nähmen die Akteure den Absturz aber ausgesprochen gelassen, wie das Blatt weitere berichtete. Dies mag damit zu tun haben, dass die traditionell von der Uhrenfabrikation geprägte Gegend weniger an digitalen Assets als an der zugrunde liegenden Blockchain-Technologie interessiert ist. In der Seestadt überlegt man sich nur, wie man diese am besten in der Dienst der Uhrenindustrie stellt – oder wie sich örtliche KMU über die Blockchain finanzieren könnten.