Cathie Wood hält grosse Stück auf den Elektroauto-Bauer Tesla. Doch nicht nur hier sind der Tesla-Gründer Elon Musk und die US-Starinvestorin einer Meinung – beide halten sie nicht viel von gewissen Vermögensverwaltern.
Elon Musk und Cathie Wood sind sich einig. Der neue Besitzer des Kurznachrichtendiensts Twitter kritisiert gemeinsam mit der Gründerin der Anlagefonds-Firma Ark Investment passive Investitionsvehikel wie Exchange Traded Funds (ETF). In einem Twitter-Thread mischten sich der Tweet-König und die Ark-Chefin am Mittwoch in eine kontroverse Debatte ein.
Dominierende Anleger in der Schweiz
Ausgelöst wurde die Diskussion durch den einflussreichen Tech-Investor Marc Andreessen. Der Milliardär und Mitbegründer der Krypto-Risikokapitalfirma a16z hatte angeprangert, dass Vermögensverwalter wie der US-Fondsriese Blackrock aufgrund der Stimmrechte ihrer passiven Index-Tracker in vielen Unternehmen ein übergrosses Mitspracherecht hätten.
In der Schweiz beispielsweise ist Blackrock in etlichen Unternehmen einer der, wenn nicht der wichtigste Anteilseigner. Ganz allgemein dominieren am Schweizer Aktienmarkt amerikanische Investoren. Auch US-Fondshäuser wie Vanguard sind äusserst einflussreiche Aktionäre hierzulande.
«Zu weit gegangen»
Musk entgegnete, dass passives Investieren «zu weit gegangen» sei. Daraufhin nahm Wood, die zu den profiliertesten aktiven Managerinnen an der US-Börse zählt, den Ball auf und hielt fest, dass Investoren in S&P-500-Trackern grosse Gewinne bei Tesla verpasst hätten, ehe der Elektro-Autobauer in den US-Leitindex aufgenommen wurde.
«Die Geschichte wird die beschleunigte Verlagerung hin zu passiven Fonds in den letzten 20 Jahren als eine massive Fehlallokation von Kapital bewerten», urteilte Wood, die schon früh in Tesla investiert hatte. Nach Angaben von Ark Invest sind die meisten breit angelegten passiven Fonds in einer Zeit, in der die Weltwirtschaft den grössten technologischen Wandel der Geschichte erlebe, «short» auf disruptive Innovationen.
Retourkutsche an die Adresse von Schroders?
Womöglich war Woods Tweet ein Stück weit auch eine Retourkutsche an das Londoner Fondshaus Schroders. Dessen CEO Peter Harrison hatte ihr vor kurzem vorgeworfen, «Abermilliarden von Vermögen vernichtet» zu haben. Seiner Meinung nach ist die Ark-Chefin ein Exempel dafür, dass Neuankömmlinge im Fondsgeschäft eher spekulierten als investierten. «So sorgen sie dafür, dass Anleger um ihr Altersguthaben gebracht werden.»
Woods Stern ging in den Corona-Pandemie-Jahren 2020 und 2021 auf, zuvor war sie den meisten Anlegern unbekannt gewesen. Ihr auf junge Technologieunternehmen ausgerichteter Flaggschiff-Fonds Ark Innovation ETF (ARKK) schoss zeitweise raketenhaft in die Höhe. Wood ist dafür bekannt, eine sehr optimistische Wachstumsinvestorin zu sein – manche würden sagen, zu optimistisch.
Weit zum Fenster hinausgelehnt
In einem CNBC-Interview prognostizierte sie kürzlich, dass ARK Innovation in absehbarer Zukunft trotz des Gegenwinds durch Inflation und Zinssätze Gewinne von 50 Prozent pro Jahr erzielen würde. Dafür hagelte es umgehend Kritik von vielen Investoren, zumal Arks Leistungsausweise zuletzt alles andere als überzeugt hat.
Wood, die schon lange eine leidenschaftliche Anhängerin von Tesla ist, gab im April überdies eine weitere kühne Prognose ab. Die Portfolio-Managerin sieht den Aktienkurs von Tesla bis zum Jahr 2026 auf satte 4'600 Dollar steigen. Derzeit handeln die Titel bei rund 952 Dollar.
Tief gefallen
Allerdings durchläuft die illustre Fondsmanagerin an der Börse gerade eine äussert schwierige Zeit. Ihr Flaggschiff-Fonds ARKK ist dieses Jahr um fast 46 Prozent gefallen. Er verlor allein im April 25 Prozent und verzeichnete damit den sechsten Monat in Folge negative Erträge. Nach Angaben des Finanzanalyse-Unternehmens Morningstar war Ark Innovation im ersten Quartal der US-Aktienfonds mit der schlechtesten Wertentwicklung in seinem Research-Universum.
Der ETF, der am Mittwoch bei 52.43 Dollar schloss, hatte im Februar 2021 noch ein Allzeithöchst von 159.70 Dollar pro Anteil verzeichnet. Ganz allgemein wurde die ETF-Familie von Ark an der Börse in den vergangenen Monaten weit nach unten durchgereicht.
Die Sorge um höhere Zinsen hat die Bewertungen für die Arten von Technologie- und Wachstumsaktien, die die Ark-ETF bevorzugen, massiv unter Druck gesetzt. Nichtsdestotrotz hat Wood weiterhin viele Anhänger in Anlegerkreisen. Seit Jahresbeginn sind mehr als 800 Millionen Dollar an Anlegerkapital in den ARKK-Fonds geflossen.
Noch mehr Herdentrieb
In der Finanzindustrie wird schon seit Jahrzehnten heftig diskutiert, welcher Investmentansatz der vielversprechendere ist: aktiv oder passiv? Eine abschliessende Antwort darauf gibt es nicht. Studien zeigen allerdings, dass die meisten aktiven Fondsmanager ihren Referenzindex über einen langen Zeitraum nicht regelmässig schlagen.
Handkehrum wird ein passiver ETF den Markt nie schlagen, da er den «Markt» (den Index) quasi vollumfänglich abbildet. Langzeitstudien zeigen, dass Anleger mit diesem Ansatz bislang gut gefahren sind. Allerdings können Indexfonds an der Börse auch den Herdentrieb verstärken, und zwar in beide Kursrichtungen: nord- wie südwärts.
Der Beweis steht noch aus
Der Markt für aktiv gemanage ETF ist in den vergangenen Jahr stark gewachsen, nicht zuletzt dank des zeitweise enormen Anlageerfolgs von Wood und ihrer Ark-Fonds. Doch die Starinvestorin wird jetzt den Beweis antreten müssen, dass ihre Fonds nicht nur vom Corona-Schub und der lockeren Geldppolitik profitiert hatten, in deren Sog fast alle Techaktien hochgeschossen waren.