Nachhaltige Investments boomen. Einer Studie der Grossbank Credit Suisse zufolge stellt sich aber ein altes Problem.
Der Run auf Investments, die Standards bezüglich Umwelt, Gesellschaft und guter Geschäftsführung (ESG) erfüllen, ist ungebrochen. Die Bilanz für dieses Jahr ist noch nicht gemacht, aber bis Ende 2020 dürften die ESG-Vermögen auf 35 Billionen Dollar angeschwollen sein, schätzen Analysten der Credit Suisse (CS) in ihrem jüngsten «ESG-Report».
2018 habe dieser Betrag erst bei 30,6 Billionen gelegen, 2016 noch bei 22,8 Billionen Dollar, heisst es unter Berufung auf die Global Sustainable Investment Association (GSIA). Laut Bloomberg Intelligence wird erwartet, dass die Assets bis 2025 auf über 53 Billionen Dollar anschwellen könnten, wie die CS weiter schreibt.
Im Vergleich tiefere Rendite
Im laufenden Jahr sei es jedoch schwieriger geworden, mit ESG-Anlagen gegenüber konventionellen Investitionen eine Überrendite zu erzielen, das so genannte Alpha. So habe der europäische MSCI-ESG-Leader-Index seit Jahresbeginn verglichen mit dem breiten Markt eine um 50 Basispunkte schlechtere Rendite erzielt. Die von der CS beobachteten aktiv verwalteten Fonds hätten in den vergangenen zwölf Monaten um 140 Basispunkte unter der Entwicklung beim Welt-Aktienindex MSCI World gelegen, heisst es weiter.
Damit kommt eine alte Problematik der ESG-Anlagen wieder zum Vorschein – Investoren argwöhnen, dass für diese Positionen eine tiefere Rendite inkauf genommen werden muss.
Die CS hat dabei auch ihre eigene Investment-Strategie unter die Lupe genommen. Dabei habe sich gezeigt, dass es wichtiger sei, die richtigen Aktien herauszupicken, als die richtigen Themen zu wählen. Die Performance des von der CS verfolgten themenbasierten Fokus auf Cashflow-Renditen und einer Mischung aus Momentum-Faktoren habe dies jedoch nicht beeinträchtigt, betont das Institut. Dieser Ansatz habe den MSCI World in diesem Jahr um fast 8 Prozent übertroffen, betont die Bank.
2022 im Zeichen der Regulierung
Die grossen Fragen rund um ESG-Assets im kommenden Jahr 2022 werden sich vor allem um die Regulierung drehen, erwarten die Autoren. Ob in Europa, den USA oder Asien, in allen Regionen wir mit mehr Vorschriften für den aufstrebenden Markt gerechnet. Als Beispiele werden etwa die Pläne des britischen Aufsichtsbehörde FCA in Bezug auf Diversität und Klima-bezogene Offenlegung genannt. In der EU sind es vor allem die Pläne bei den Energiesteuern, den CO2-basierten Importabgaben und beim Ausbau der erneuerbaren Energie, die Auswirkungen haben dürften.
Darüber hinaus würden die EU-Taxonomie-Regeln rund 40 Prozent der in der Union kotieren Unternehmen betreffen, die zusammen knapp 80 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verursachen. Die Taxonomie werde weitreichende Auswirkungen auf alle Finanzmarktakteure haben, die ihre Produkte in der EU anbieten. In der Schweit bleibt den Finanzakteuren nur wenig Zeit, sich in Sachen ESG selber zu regulieren, wie finews.ch recherchierte.
Sprung bei den Investitionen nötig
Beim Thema Dekarbonisierung seien deutlich höhere Investitionen nötig. Der jährliche Investitionsbedarf für eine Reihe von exponierten Endmärkten, darunter erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Infrastruktur, belaufe sich auf fast 2,5 Billionen Dollar. Das seien rund 150 Prozent mehr als die derzeitige jährlichen Investitionsrate von 1 Billion Dollar.