Die Inflationsängste sind zurück am Schweizer Häusermarkt. Das setzt die Negativzins-Politik der Nationalbank einer weiteren Prüfung aus.
Seit Ende August steigen die Hypothekarzinsen – und zwar über alle Laufzeiten. Dies rapportierte der Online-Vergleichsdienst Moneyland.ch am Mittwoch. Die Hypothekarzins-Sätze für die gerade bei Privatleuten äusserst beliebten zehnjährige Festhypotheken notieren so hoch wie zuletzt im März 2019.
«Ein Grund für die steigenden Hypothekarzinsen ist das Wiederaufflammen von Inflationsängsten», so der Vergleichsdienst. Marktbeobachter zweifeln zunehmend daran, dass die gegenwärtig erhöhten Inflationsraten nur temporärer Natur sind, wie ursprünglich von Notenbanken – auch von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) – behauptet wurde.
Verzerrung in Kauf genommen
Eine länger anhaltende oder stärker ausfallende Inflation könnte die Währungshüter zwingen, die Zinsen anzuheben, wodurch auch Hypotheken verteuert würden. Das Inflationsgespenst ging im Hypogeschäft bereits Anfang Jahr um, wie auch finews.ch berichtete.
Die extrem günstigen Hypothekarzinsen befeuern in der Schweiz einen Run auf Immobilien, mit der Corona-Krise sind die Preise von Wohneigentum nochmals deutlich gestiegen, und dies auch abseits der Städte. Dies ist eine der Verzerrungen, welche die SNB mit ihren Negativzinsen in Kauf nimmt. Die Währungshüter sparen aber bezüglich der Entwicklung nicht mit Warnungen.
Test für die Tragbarkeit
Höhere Hypothekarzinsen könnten dazu beitragen, den Immobilienmarkt abzukühlen. Allerdings wird sich zeigen, wie ernst es die Banken bei der Kreditvergabe mit der Tragbarkeit genommen haben – nicht wenige Besitzer von Wohneigentum haben auch ihre Vorsorgevermögen für den Hauskauf belehnt.
Die SNB und ihre Direktoren haben damit eine Sorge mehr am Häusermarkt, stehen sie doch in der Pflicht, das Finanzsystem zu sichern. Zudem sind sie als Garanten der Preisstabilität in der Schweiz gezwungen, auf eine zunehmende Teuerung früher oder später zu reagieren.