Die Jagd nach Rendite treibt die Investoren in immer neue Nischen. Der letzte Schrei unter Spekulanten: Kunst.
In Zeiten von Negativzinsen und Minusrenditen entdecken Investoren verstärkt den Kunstmarkt als Investitionsfeld. Kreditgeber machen zudem bei wohlhabenden Kunstkäufern eine grössere Bereitschaft aus, Gemälde als Sicherheiten zu verpfänden und dafür Bargeld zu erhalten, das sie wiederum in andere Investitionen stecken können, berichtet die Nachrichtenagentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig).
Hedgefonds seien begierig darauf, Pakete von mit Kunst besicherten Krediten zu kaufen, sagt Freya Stewart, Geschäftsführerin der britischen Finanzfirma The Fine Art Group. Das Unternehmen vergibt Kredite gegen Werke zeitgenössischer Künstler wie David Hockney oder Peter Doig. Laut Stewart besteht sogar ein sehr grosser Appetit danach. «Die grossen Kreditfonds besitzen viel Kapital, das sie investieren müssen.»
Eingefrorene Vermögenswerte
Kunstkredite sind eine kleine, aber schnell wachsende Nische in der Kreditwelt. Es locken Renditen von bis zu 8 Prozent. Die Branche habe sich während der Pandemie als populär erwiesen, da sehr wohlhabende Privatpersonen Kunstsammlungen als Geldquelle anzapften, während andere Vermögenswerte eingefroren waren oder im Wert sanken.
Die Bank of America teilte mit, dass ihr Kunstkreditgeschäft Ende Juni 2021 gegenüber dem Vorjahr um rund 1,1 Milliarden Dollar gewachsen sei, was einem Zuwachs von etwa 15 Prozent entpsreche. Die Finanzdienstleistungs-Abteilung des Auktionshauses Sotheby's wiederum konnte ihren Kreditbestand seit 2018 um fast die Hälfte steigern und hat seitdem mehr als 2,5 Milliarden Dollar an Krediten vergeben.
Liquidität geschaffen
«Wir haben ein ziemlich gutes Jahr in Bezug auf das Wachstum des Kunstbuchs gesehen. Kunden haben Liquidität geschaffen, um von der Volatilität in der Pandemie zu profitieren», sagte Cynthia Sachs von der alternativen Kreditplattform Yieldstreet, die Kredite vergibt und sie für Investoren bündelt.
Der Diversified Art Fonds von Yieldstreet, der 2019 aufgelegt wurde, hält Kredite, die mit Nachkriegs- und zeitgenössischer Kunst im Wert von 156,3 Millionen Dollar besichert sind.
Riesiges ungenutztes Potenzial
«Es gibt noch grosses ungenutztes Potenzial», sagte Madeline Lissner, Leiterin von Sotheby's Financial Services. «Es gibt viele Sammler, die ihre Sammlungen bereits als Strategie für den Vermögensaufbau nutzen.»