Die Datenmengen wachsen laufend. Daten haben einen Wert. Strategisches Ziel jeder Bank müsse demnach sein, diesen Wert im Geschäftsalltag einzufangen und gezielt weiter zu steigern, schreibt Werner Wyss von der Zürcher Kantonalbank in einem Gastbeitrag. Doch wie lässt sich dieses Ziel erreichen?
Von Werner W. Wyss, Head Regulatory Affairs bei der Zürcher Kantonalbank
Entscheidend ist, Ordnung in den «Datensalat» zu bringen. Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten im Umgang mit Daten müssen über die gesamte Bank funktional sinnvoll verteilt werden. Die bestehenden «üblichen» Funktionen, welche sich strukturiert mit Datenthemen befassen (wie Datenarchitektur, Operations, IT-Sicherheit und Legal & Compliance) werden im Idealfall mit einem Kompetenzzentrum Datenmanagement ergänzt.
Rechtliche Perspektive ist nur ein Teil des Gesamtbilds
Der von der Schweizerischen Bankiervereinigung Anfang Juni herausgegebene Leitfaden zum Umgang mit Daten im Geschäftsalltag skizziert in einfach verständlicher Sprache und einer ausgewogenen Art und Weise die Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze im Umgang mit Daten. Dabei zeigt der Leitfaden deutlich auf, dass erfolgreiche konkrete Lösungen nur auf Basis solider allgemeiner Grundlagen möglich sind.
Der effiziente und wertschöpfende Umgang mit Daten wird dabei nicht ausschliesslich von rechtlichen Anforderungen bestimmt. Neben der Beratung von Fachexperten beschränkt sich die Aufgabe von Legal & Compliance bestenfalls darauf, die relevanten rechtlichen Pflichten zu identifizieren, diese auszulegen und soweit notwendig Anforderungen zur Einhaltung des rechtlich zwingenden Rahmens zu formulieren.
Die «Übersetzung» solcher Anforderungen in operationalisierbare Vorgaben in Form von technischen und organisatorischen Massnahmen (sog. TOM) muss dann aber Aufgabe der Fachexperten ausserhalb von Legal & Compliance sein. Eine funktionierende Daten-Governance, wozu auch effizientes Datenmanagement gehört, leistet einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg.
Datenmanagement als Grundlage für den Umgang mit Daten
Über rechtliche Anforderungen hinaus gibt es aus Sicht der Bank zahlreiche weitere Fragen, welche vom Management beantwortet werden müssen – im Interesse eines effizienten und verantwortungsvollen Umgangs mit Daten.
Zum Beispiel: Welche Daten müssen in welcher Qualität beschafft werden? Welcher Grad an Integrität und Verfügbarkeit ist für welche Datensätze notwendig? Welche Datennutzungen sollen optimiert werden? Wie wird sichergestellt, dass die Grunddaten unternehmensweit gleichförmig und unverändert verwendet werden? Wie wird das Vertrauen der Kundschaft in die Datenbearbeitung der Bank gefestigt?
Für die Beantwortung dieser und weiterer Fragen ist ein Kompetenzzentrum «Datenmanagement» prädestiniert. Ein solches Kompetenzzentrum analysiert mit entsprechendem Aufwand die bestehende Datenwelt der Bank samt dazugehörigen Prozessen und erarbeitet Verbesserungsvorschläge. Dieser initiale Aufwand lohnt sich jedoch im Interesse der Bank selbst und namentlich aufgrund der Steigerung der Effizienz hinsichtlich der Datennutzung durch die Mitarbeitenden.
Entsprechend dieser bankübergreifenden Aufgabe sollte eine solche Einheit mit einer gewissen fachtechnischen Unabhängigkeit ausserhalb der operativen IT angesiedelt sein. Als Mitarbeitende sind Personen prädestiniert, welche gleichermassen fundierte IT-Kenntnisse, projektorientiertes Denken und vertiefte Kenntnisse über die Bedürfnisse der Kundschaft, der Mitarbeitenden und auch der Bank mitbringen.
Datenmanagement schafft Effizienzgewinne durch strukturierte Prozesse
Mit seinem Beitrag kann ein Kompetenzzentrum Datenmanagement die Datenqualität, die Prozesse für die Datennutzung und damit den Wert von Daten entscheidend erhöhen. Auf Basis einer umfassenden bankweiten Analyse kann z.B. sichergestellt werden, dass nur tatsächlich benötigte Daten beschafft und diese im Rahmen eines Gesamtkonzepts an definierter Stelle in jeweils aktualisierter Form zur Verfügung gestellt werden.
Die Daten müssen dabei jederzeit die für notwendige Bearbeitungen erforderliche Qualität aufweisen und im Einklang mit den übrigen Bedürfnissen der Bank und ihrer Mitarbeitenden verfügbar sein. Entsprechend müssen die Prozesse im Umgang mit Daten entlang des gesamten Lebenszyklus zielführend umstrukturiert werden. Dies von der Beschaffung über die Nutzung bis zur allfälligen Löschung von Daten.
Pointiert gesagt erhält damit jeder Mitarbeitende der Bank «auf Knopfdruck» die von ihm funktional benötigten Daten aktuell und in der benötigten Darstellung. Diese Effizienzsteigerung der Datennutzung ermöglicht es etwa, Kundinnen und Kunden jederzeit aktuelle, personalisierte und damit auf die konkreten Bedürfnisse abgestimmte Angebote und Dienstleistungen zu offerieren.
Die durch diese neuen Prozesse erhöhte Beratungsqualität führt in der Folge zu durch Erfolgserlebnisse motivierten Mitarbeitenden und einer noch zufriedeneren Kundschaft. Zudem ergeben sich aus der optimierten Datennutzung in der Bank generell effizientere Prozesse, auch etwa im Risikomanagement oder beim strukturierten Löschen von Daten. Kurz gesagt: Die Bank spart erst noch Geld und Aufwand.
Werner W. Wyss ist «Head Regulatory Affairs» bei der Zürcher Kantonalbank und Mitverfasser des von der Schweizerischen Bankiervereinigung herausgegebenen Leitfadens zum Umgang mit Daten im Geschäftsalltag.