Der grösste Schweizer Crypto Broker Bitcoin Suisse wird in diesem Jahr keine Bank mehr werden. Das in Zug ansässige Unternehmen hat das Gesuch für eine Banklizenz zurückgezogen. Der Hauptgrund: Bedenken der Finma wegen Geldwäscherei.

Es ist ein harter Rückschlag: Bitcoin Suisse zieht das Gesuch für eine Banklizenz zurück. Der Schritt erfolgt, weil die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) Mängel im Geldwäscherei-Dispositiv sieht, teilte Bitcoin Suisse am Mittwoch mit.

Der Verwaltungsrat habe darum beschlossen, einen Marschhalt einzulegen und eine Repositionierung von Bitcoin Suisse vorzunehmen, sagte CEO Arthur Vayloyan in einem Gespräch mit Journalisten. Anschliessend sei geplant, ein neues adäquates Gesuch bei der Finma einzureichen.

Der Grund für den Rückzug des Gesuchs liege bei der Finma, so Vayloyan. Die Aufsicht habe von Beginn weg Bedenken gehabt. Diese hätten sich auch darauf gerichtet, dass Bitcoin Suisse im Markt bereits als lizenzierte Bank wahrgenommen würde.

Mängel im Geldwäscherei-Abwehrdispositiv

In der Mitteilung hiess es dann, die Finma habe nach heutigem Stand das Gesuch von Bitcoin Suisse als nicht bewilligungsfähig einstuft. Der Gesuchprozess habe gezeigt, dass weitere Überprüfungen des Geldwäscherei-Abwehrdispositivs und allfällige Verbesserungen notwendig sind.

Auch die Finma teilte mit, neben den Geldwäscherei-Bedenken hätten verschiedene bewilligungsrechtlich relevante Elemente eine Erteilung als unwahrscheinlich erscheinen lassen. Es bestünden unter anderem Hinweise auf Mängel im Geldwäscherei-Abwehrdispositiv.

Bitcoin Suisse habe die entsprechenden Projekte eingeleitet, die jedoch mehr Zeit als erwartet benötigten, hiess es. Als regulierter Finanzintermediär gehört Bitcoin Suisse der Selbstregulierungsorganisation VQF an, welcher damit auch die Geldwäschereiaufsicht obliegt.

Bitcoin Suisse: Enormes Wachstum in zwei Jahren

Bitcoin Suisse hatte das Gesuch für eine Banklizenz im Juli 2019 eingereicht. Schon zu diesem Zeitpunkt war das 2013 von Niklas Nikolajsen gegründete Unternehmen der mit Abstand am besten positionierte Krypto-Broker in der Schweiz. Entsprechend hatte Bitcoin Suisse auch einen prominenten Werbeauftritt mit gebrandeten Zürcher Trams und am Zürcher Flughafen.

Heute sei das Unternehmen aber ein ganz anderes, sagte Vayloyan. Als Beispiel nannte er das Transaktionsvolumen von annähernd 1 Milliarde Franken diesen Februar. Das sei zehnmal höher als vor einem Jahr und gar hundertmal höher als zum Zeitpunkt der Einreichung des Banklizenz-Gesuches.

Von Kunden überrannt

Bitcoin Suisse sei in den vergangenen Monaten von Kundenanfragen überrannt worden, so Vayloyan. Wie auch finews.ch berichtete, musste das Unternehmen den Mindestbetrag für eine Kontoeröffnung auf 100'000 Franken für Privatkunden und 500'000 Franken für Geschäftskunden einführen. Das habe der Dynamik keinen Abbruch getan.

Vayloyan sagte weiter, Bitcoin Suisse habe im Vergleich zum Vorjahr den Gewinn auf rund 15 Millionen Franken erhöht und den Umsatz verdoppelt.

Mit Blick auf den Rückzug des Lizenzgesuchs ist Bitcoin Suisse das Opfer des eigenen Erfolges: Die Finma benötigt für die Beurteilung des Gesuchs eine faktische Lizenzierungs-Situation, wie Vayloyan sagte.

Finma wusste nicht mehr, was sie bewilligen sollte

Weil Bitcoin Suisse im Zuge der enormen Wachstumsdynamik laufend hohe Investitionen in die Infrastruktur tätige und die internen Prozesse immer wieder anpassen müsse, könne die Finma keine Bestandesaufnahme tätigen. Sie habe schlicht nicht wissen können, was sie genau bewillige, so Vayloyan.

Aus diesem Grund sei die Finma auch nicht in der Lage gewesen, eine Prognose für die Erteilung der Banklizenz zu tätigen. Ursprünglich sei dies für Juli 2021 erwartet worden, so der Bitcoin-Suisse-CEO.

Wann ein neues Gesuch gestellt werde, sagte Vayloyan nicht. Nur so viel: ein solches werde auf ganz anderen Stützpfeilern stehen, da Bitcoin Suisse inzwischen ein völlig anderes Unternehmen sei als noch vor zwei Jahren.