In der Pandemie hat die Jugend den Aktienmarkt für sich entdeckt. Die neuen digitalen Tools helfen einer jüngeren Schicht von Anlegern, sich in der komplizierten Welt der Märkte zurechtzufinden.
Die deutsche «Börsen-Zeitung» jubelte auf der Frontseite von heute Freitag: «Junge Anleger drängen in Aktieninvestments». Die publzierten Zahlen sprechen in der Tat für sich. Die Anzahl Aktienbesitzer im Alter von 14 bis 29 Jahren ist in Deutschland innerhalb von nur einem Jahr um 67 Prozent auf 1,4 Millionen gestiegen. Dieses Plus stellt die Zugewinne in allen anderen Altersklassen deutlich in den Schatten.
Gesamthaft gesehen stieg die Zahl der Aktiensparenden aber doch um 28 Prozent auf 12,4 Millionen. Es ist der grösste Anstieg seit der Jahrhundertwende. Die Zahlen ermittelte das Deutsche Aktieninstituts (DAI).
Handeln im Home Office
Dieser Boom, der wohl so oder ähnlich auch in anderen Ländern zu beobachten ist, lässt sich auf zwei parallel verlaufende Entwicklungen zurückführen. Zuerst einmal war da die Pandemie.
Im Lockdown haben viele Menschen nicht nur Geldsorgen geschoben, sondern sich grundsätzlich mit ihren Finanzen beschäftigt. Letztlich konnten sie viel weniger Geld ausgeben, weshalb ja auch die Sparquote insgesamt gestiegen ist.
Chance am Schopf gepackt
In den Jahresabschlüssen aller Schweizer Banken zeigte sich denn auch, wie die Assets under Management, also die verwalteten Kundenvermögen, im vergangenen Jahr zum Teil markant zugelegt haben.
Dies kann mit den höheren Notierungen der Aktien Ende Jahr nur ungenügend erklärt werden. Vielmehr kommt die «Börsen-Zeitung» zum Schluss, dass die Anlegerinnen und Anleger im vergangenen März und April ihre Chance für einen günstigen Einstieg am Schopf gepackt hätten.
Digitale Angebote unterstützen den Boom
Um aber überhaupt in Aktien investieren zu können, müssen Anbieter die Tools bereitstellen. Und hier ist in den vergangenen Jahren sehr viel passiert. Während die Online-Bank Swissquote schon seit zwei Jahrzehnten ein einfach zu bedienendes Angebot für Retailkunden bietet, ist mittlerweile eine Vielzahl von Smartphone-basierten Lösungen dazugekommen.
Handelsaufträge via Telefon sind für einfache Transaktionen überflüssig geworden. Was in der Schweiz ganz besonders zugelegt hat, sind die digitalen Angebote für 3a-Konten. Diese richten sich in Sprache und Aufmachung explizit an ein junges Publikum.
Bitcoin bloss ein Strohfeuer?
Die neuen Krypto-Investitionen mögen zwar ebenfalls ein junges Publikum zu begeistern, aber kaum in der Breite. Zwar bieten Banken wie die Swissquote die Möglichkeit, via ihre Handelsplattform in Bitcoin und andere Kryptowährungen zu investieren, aber noch steht dieses Segment erst am Anfang einer langen Entwicklung.
Mit dem Einstieg von Tesla-Gründer Elon Musk in Bitcoin hat dieses Vehikel zwar an Popularität gewonnen, aber bei einem allzu drastischen Rückgang könnte diese Interesse auch schnell wieder versiegen.