Das Beratungsunternehmen PwC liefert Technologie an Banken zur Überwachung und Kontrolle von Mitarbeitern. Diese kommt auch im Homeoffice zur Anwendung – was einen Eingriff in die Privatsphäre bedeutet.
PwC berät in London nicht nur Banken, wie diese ihre Mitarbeiter besser kontrollieren können. Das Beratungsunternehmen liefert auch gleich die Technologie dafür. Zum Einsatz kamen diese Werkzeuge bislang vor allem in den Handelsräumen von Investmentbanken.
Während des Corona-Lockdowns mussten Banker die Software aber auch auf ihren Heimcomputern installieren. Wie das britische Nachrichtenportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) schreibt, ist diese Technologie mit einer Gesichtserkennung ausgerüstet. PwC verhandle derzeit mit Banken und Asset Managern, diese fest zu installieren.
Software registriert Toilettenpausen
Die Gesichtserkennungs-Software überwacht die Banker über die Computer-Kamera und verlangt bei einer Bildschirm-Absenz nach einer schriftlichen Begründung. Die Technologie diene den Finanzinstituten, die strikten Compliance-Regeln auch für Mitarbeiter im Homeoffice einhalten zu können, sagte George Stylianides von PwC in London gegenüber «Financial News».
Die Software registriert demnach auch die Toilettenpausen der Bankangestellten. «Diese Gefahr besteht natürlich», sagte Stylianides. Die Technologie könne aber so eingesetzt werden, dass der Arbeitgeber die von ihm gewünschten Informationen erhält, «ohne zu stark in die Privatsphäre einzugreifen.»
Screenshots speichern
Dies ist bei Händlern von Investmentbanken ohnehin schon der Fall. Bei manchen Banken dürfen Händler nur Firmen-Smartphones und ein speziell eingerichtetes Email-Account nutzen, um mit Kunden zu kommunizieren.
Die Compliance-Abteilung speichert Screenshots von Handy und Computer, um mögliche Vergehen, beispielsweise das Weitergeben vertraulicher Informationen, kontrollieren zu können. Bespricht ein Händler mit einem Kunden auch Themen, welche nicht direkt das Geschäft betreffen, folgt ein Anruf der Compliance.
Auch Schweizer Banken haben zwar rundherum bestätigt, dass sich die Compliance-Richtlinien für Mitarbeiter im Homeoffice durchsetzen liessen und während des Lockdowns keine Probleme aufgetreten seien.
Das Analyse-Unternehmen Behavox hatte jedoch festgestellt, dass bei 18 Prozent seiner Kunden die Sicherheitswarnungen anstiegen, nachdem die Angestellten wegen der Corona-Pandemie ins Homeoffice geschickt worden waren.