Kunsthändler wickeln ihre Geschäfte gern hinter verschlossenen Türen ab. Um trotzdem Transparenz zu schaffen, setzt die UBS auf eine irische Ökonomin.
Kunsthändler und ihre reichen Kunden schätzen naturgemäss Diskretion. Als Beispiel kann das teuerste Gemälde der Welt dienen: Von «Salvator Mundi» kennt man zwar den Preis, der Verbleib des Kunstwerks ist allerdings unbekannt.
So sehr diese Verschwiegenheit im Einzelnen Sinn ergibt, erschwert sie das Geschäft der Banken, welche ihre Kunden zum Teil auch bei Kunstinvestitionen beraten. Diese Lücke versucht die irische Ökonomin Clare McAndrew seit 2002 zu füllen.
Steigender Aufwand
In einem jährlichen Bericht, welchen die UBS und die Art Basel seit drei Jahren finanzieren, bestimmt sie die Grösse des weltweiten Kunstmarkts. Während dieser zu Beginn des Jahrtausends noch etwa 21 Milliarden Dollar umsetzte, waren es im Jahr 2018 bereits mehr als 67 Milliarden Dollar.
Wie die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) schrieb, ist mit dem Markt auch der Aufwand für McAndrew gestiegen. Während sie – zusammen mit ihrem damaligen Chef – das Total zu Beginn noch aufgrund der telefonischen Auskunft von etwa 100 Händlern extrapolierte, verschickt sie inzwischen eine Umfrage an 6'500 Kunsthändler.
Stimmungsbild der Reichen
Deren Antworten bilden zusammen mit den Daten von 5'000 Auktionshäusern die Grundlage des Berichts. Allerdings: Von den angefragten Händlern antworten nicht einmal 20 Prozent, obwohl viele von ihnen die Informationen im Bericht für ihre Zwecke nutzen.
Für Banken wie die UBS sind McAndrews Erkenntnisse auch über reiche Kunstkäufer hinaus relevant. Der Bericht zeichnet ein Stimmungsbild derjenigen Leute, die grosse Teile des globalen Reichtums kontrollieren.
Das kommentarlose Nicken der Ökonomin auf die Frage der Journalistin von der «Financial Times», ob bei Auktionen 2019 weniger Umsatz erzielt worden sei, ist folglich nicht nur für den Kunstmarkt ein Signal.