Ein einflussreicher Nonnenorden redet dem weltgrössten Vermögensverwalter ins Gewissen. Gegen welche Gebote hat Blackrock verstossen?
Die Schwestern der Barmherzigkeit können auch anders. Der katholische Orden der Sisters of Mercy of the Americas, der mit Mercy Investment Services gar über einen eigenen Finanzarm verfügt, hat sich den US-Fondsriesen Blackrock vorgeknöpft.
Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, werfen die Nonnen dem weltgrössten Vermögensverwalter in einer Aktionärseingabe für die kommende Generalversammlung mangelndes Engagement im Kampf gegen den Klimawandel vor.
Nachlässig bei Traktanden
Konkret mahnen sie den 7-Billionen-Dollar-schweren Asset Manager ab, seinen Einfluss als Grossaktionär bei kotierten Firmen zu wenig geltend zu machen. So habe das Fondshaus, das nicht zuletzt über die Indexfonds-Tochter iShares in einem Grossteil aller weltweit gelisteter Unternehmen investiert ist, an Generalversammlungen nur gerade sechs von 52 Klimawandel-Traktanden unterstützt.
Der Gardinenpredigt haben sich zehn weitere grosse Blackrock-Aktionäre angeschlossen; die Kritik am Verhalten des amerikanischen Finanzriesen erreicht damit eine neue Intensität. So hat der frühere US-Finanzpräsident und Umweltaktivist Al Gore den Vermögensverwalter bereits wegen seiner vermeintlich passiven Haltung gerügt; der berüchtigte Firmen-Raider Chris Hohn bezichtigte Blackrock gar des «Greenwashing».
Auch gegen Softdrinks und Kampfbomber
Gegenüber der Zeitung hiess es beim Finanzkonzern, man suche das Gespräch mit den Aktionären. Blackrock habe sich bei nicht weniger als 370 Firmen weltweit für Anliegen rund um den Klimawandel eingesetzt.
Ob dies die Kritiker verstummen lässt, muss sich erst zeigen; neben Blackrock ziehen auch anderen grosse Fondshäuser mit zahlreichen Firmenbeteiligung den Ärger der Klimabewegung auf sich. Die Sisters of Mercy of the Americas sind im US-Bundesstaat Missouri beheimatet, der Ursprung des Ordens geht auf Irland zurück.
Der Investment-Arm Mercy Investment Services hat als Aktionär auch schon den Nahrungsmittelriesen Coca-Cola und den US-Rüstungskonzern Lockheed Martin ins Gebet genommen.