Wenn man es ernst meine mit dem Kundenschutz im Banking, dann müsse man an der Kundenschnittstelle ansetzen, schreibt Pascal Bersier in einem Gastbeitrag für finews.ch.
Schaut man sich die Werbebroschüren und Webseiten der Unternehmen in der Schweizer Finanzbranche an, so kommunizieren und positionieren sie sich mit dem Fokus auf die hohe Qualität ihrer Dienstleistungen. Es scheint, dass die Anbieter der Meinung sind, dass ihre Kunden dies so wünschen.
Aber was bedeutet Qualität im Private Banking? Eines gleich vorweg: In einer Zeit, in der auch alteingesessene Unternehmen sich vom klassischen «Inside-Out-Gedankengut» hin zum «Outside-In» weiterentwickeln sollten, entscheidet der Kunde, was für ihn Qualität ist, und was er bereit ist, dafür zu bezahlen.
«Die Schweizer Grossbank UBS hat dies vor vielen Jahren bereits erkannt»
Mit Fidleg und Finig versucht der Regulator, das Thema «Kundenschutz» zu verbessern, verursacht jedoch an vielen Ecken lediglich administrativen Mehraufwand und Zusatzkosten. Das Kundenerlebnis oder die Beratungsqualität werden diese Massnahmen aber nicht verbessern. Themen wie Mindestanforderungen für Berater oder Fachwissen inklusive Zertifizierung wurden im Gesetz kaum berücksichtigt.
Meint man es wirklich ernst mit dem Kundenschutz, muss an der Kundenschnittstelle angesetzt werden. Die Beratungsqualität muss deutlich gesteigert werden. Denn in der Beratung entscheidet sich, ob Kunden einfach nur Produkte erhalten oder eine Beratung erleben, die ihre individuellen Bedürfnisse unter Berücksichtigung der jeweiligen Risikofähigkeit und Risikobereitschaft abdeckt.
Die Schweizer Grossbank UBS hat dies vor vielen Jahren bereits erkannt und alle Kundenberater umfassend ausgebildet und zertifiziert. Diese Zertifizierung wurde anschliessend zusammen mit der Swiss Association for Quality (SAQ) standardisiert und hat sich in den vergangenen Jahren zum Bankenstandard entwickelt. Dabei wird die Fachkompetenz schriftlich und mündlich jeweilige Sozial- und Methodenkompetenz geprüft.
«Was ist mit dem Rest der Branche?»
Die aktuelle Durchfallquote an den Zertifizierungsprüfungen zeigt eindrücklich, dass diese Zertifizierungen durchaus notwendig und keine reine Alibiübung sind. Vielmehr tragen sie wirklich zur Qualitätssteigerung in der Kundenberatung bei.
Aber was ist mit dem Rest der Branche, also dem ganzen Bereich der unabhängigen Vermögensverwalter (External Asset Managers, EAMs), die doch einen substanziellen Anteil am Private-Banking-Markt ausmachen? Mit Ausnahme der wenigen ganz grossen Unternehmen im EAM-Markt besteht dieser überwiegend aus Unternehmen, die weniger als zehn Mitarbeiter beschäftigen.
Laut dem Verband der Schweizer Vermögensverwalter (VSV), der die grösste Selbstregulierungsorganisation (SRO) der Schweiz darstellt, beschäftigen 89,1 Prozent der angeschlossenen Unternehmen weniger als zehn Mitarbeiter. Diese externen Vermögensverwalter betreuen indessen einen beachtlichen Teil der Vermögenswerte und verdienen damit eine deutlich grössere Beachtung.
«Dazu stehen den Unternehmen einige wenige Prüfungsorganisationen zur Verfügung»
Von der Finanzbranche und den Medien völlig unbemerkt ist es seit dem 1. Januar 2019 auch den unabhängigen Vermögensverwaltern und anderen «Nicht-Banken» möglich, ihre Kundenberater nach SAQ-Standard zertifizieren zu lassen. Dazu stehen den Unternehmen einige wenige Prüfungsorganisationen zur Verfügung, wovon die Kalaidos Fachhochschule (KFH) nicht nur die erste und erfahrenste im Markt ist, sondern auch Lösungen bietet, die die Berater praxisorientiert im Zertifizierungsprozess begleitet.
Das für EAMs relevante CWMA-Zertifikat kann bei der KFH in allen drei Landessprachen sowie in Englisch absolviert werden. Die KFH verfügt auch über fundiertes Know-how und ausführliche, leser- und lernfreundlich aufbereitete Inhalte, die als E-Book und Print-Version zur Verfügung stehen.
«Nun liegt es an den Vermögensverwaltern...»
Erbrachte Lernleistungen rechnet sie an die individuelle Weiterentwicklung der Teilnehmenden auf Hochschulstufe an; die Teilnehmenden können eine erfolgreiche Zertifizierung an ein CAS-Programm oder an die weiterführenden HFBF- und Bachelor-Programme anrechnen lassen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich (Finanz-)Beratungsunternehmen langsam an die Qualitätsversprechen der Branche annähern und die Kundenberater ausbilden und zertifizieren. In einem nächsten Schritt sollten nun auch die EAMs die Chance ergreifen, ihre Markposition mindestens zu festigen, indem ihre Qualität mit einer SAQ-Zertifizierung bestätigen lassen.
Die Grundlagen sind seit dem 1. Januar 2019 auf der reglementarischen Seite gelegt. Nun liegt es an den Vermögensverwaltern, ihren Kunden zu beweisen, dass sie die Qualitäten haben, um wirklich der richtige Partner für sie zu sein.
Als erster externer Vermögensverwalter hat die Firma Brevalia alle im Private Banking tätigen Kundenberater zertifiziert. Zudem hat die Zürcher Finanzboutique erste Mitarbeitende im administrativen Bereich zertifizieren lassen, um sie auf eine Berufskarriere in der Kundenberatung vorzubereiten. Pascal Bersier gründete im September 2015 Brevalia.