Der Bitcoin ist in einen Tiefschlaf gefallen. Im Gegensatz dazu liebäugeln immer mehr Anleger mit einem neuen Engagement in Gold. Was ist davon zu halten?

Seit einigen Wochen schwankt der Kurs des Bitcoin zwischen 3’400 und 3’600 Dollar. Für eine Anlage, die vor gut einem Jahr noch mit heftigen Kursavancen von sich reden machte, ist das fast ein Tiefschlaf, wie Thomas Stucki, Investmentchef bei der St. Galler Kantonalbank (SGKB), findet.

thomas stucki 192Tatsächlich ist die grosse Euphorie für Krypto-Währungen weg, seit der Traum vom schnellen Geld geplatzt ist. Das virtuelle Geld ist damit (wieder) zu einer Randerscheinung im globalen Finanzsystem mutiert. Immerhin positiv sei, so Stucki weiter, dass der Bitcoin trotz grösster Turbulenzen nicht ganz verschwunden sei, sondern noch immer regelmässig und einigermassen liquid gehandelt werden könne.

Zwischen Absicherung und Illusion

Im Gegensatz dazu hat das Gold in den vergangenen Monaten markant zugelegt, wie auch finews.ch unlängst berichtete. Nicht wenige Anleger entdecken das gelbe Edelmetall aufs Neue – vor dem Hintergrund der zahlreichen, vorherrschenden Probleme in der Welt (Verschuldung, Handelskonflikte, Negativzinsen, Furcht vor einem Börsencrash oder geopolitische Spannungen). Insofern ist Gold durchaus ein «Hedge», also eine Absicherung; ob es auch die richtige Wertanlage ist, um kurzfristig Kursgewinne zu erzielen, ist eher unwahrscheinlich.

In dieser Hinsicht würde sich vordergründig eher ein Engagement in Bitcoin & Co. anbieten. Doch lohnt sich das? «Dass der Bitcoin eine Alternative zu den traditionellen Währungen werden kann, war immer eine Illusion», stellt Stucki fest. Dafür fehlten ihm sämtliche Eigenschaften, die «gutes Geld» ausmachen. Das gelte insbesondere für die notwendige Preisstabilität und -sicherheit, die für eine Verwendung als breit akzeptiertes Zahlungsmittel eine zentrale Grundbedingung seien. «Wenn, dann ist der Bitcoin nur als Anlagevehikel einsetzbar», sagt Stucki.

Regelmässige Preisbildung?

Doch dabei stellen sich zwei Fragen: Wie gut ist die Preisbildung, und gibt es überhaupt gute Anlageprodukte? Der Markt zum Handeln von Bitcoin gegen Dollar ist recht liquide und die Handelsspanne zwischen dem Kauf- und dem Verkaufskurs ist nicht besonders gross. Daraus lässt sich durchaus folgern: Es findet eine regelmässige Preisbildung statt, auf welcher Grundlage auch immer. Erwartete Erträge aus Zinsen oder Dividenden gibt es allerdings keine – wie beim Gold.

Bitcoin kann man ohne grossen Aufwand über eine Bank kaufen. Es gibt auch Anlagezertifikate und -fonds auf Kryptowährungen. Zumeist es auch bloss nur eine Wette auf den Bitcoin, da dieser bei diesen Indizes ein Gewicht von rund 70 Prozent hat und die Wertveränderungen anderer Kryptowährungen analog dem Bitcoin verlaufen. Während die Zertifikate relativ transparent sind, gelten Fonds als eher teuer, sind volumenmässig sehr klein und nur begrenzt handelbar.

Eine wirtschaftliche Basis wie es ein Unternehmen bei einer Aktien ist oder es Grund und Boden im Immobilienmarkt sind, fehlt beim Bitcoin allerdings. Der wirtschaftliche Nutzen eines Bitcoins ist fiktiv(er) als real(er) Natur. Den fairen Wert eines Bitcoins zu bestimmen, ist daher unmöglich. Krypto-Fans indessen argumentieren, dass die Situation beim Gold ähnlich sei.

Spekulation auf bessere Zeiten

Trotzdem gilt Gold als Hort der Sicherheit. «Gold und Bitcoin haben gemeinsam, dass der Preis sich dadurch erklärt, dass jemand zu diesem bestimmten Kurs bereit ist, jemand anderem eine Einheit Bitcoin oder eine bestimmte Menge Gold abzukaufen», erklärt Stucki. Allerdings ist das gelbe Edelmetall in den vergangenen Jahren wesentlich stabiler gewesen, nicht zuletzt weil es auch in der industriellen Produktion verwendet wird, was ihm einen gewissen wirtschaftlichen Wert verleiht.

Im Gegensatz dazu ist der Bitcoin eine Spekulation auf bessere Zeiten respektive auf die Hoffnung, dass der Preis dereinst steigt. Insofern eignet sich der Bitcoin kaum zum zielstrebigen Erreichen finanzieller Ziele. «Er kann deshalb nicht Teil einer strategischen «Asset Allocation» sein und hat in einem Anlageportfolio nichts zu suchen», folgert Stucki.

Schwächerer Dollar und leichte Teuerung

Im Gegensatz dazu dürfte Gold mittelfristig oder zumindest bis Ende 2019 leicht steigen und zwar bis auf rund 1'370 Dollar je Feinunze (aktuell: 1'311 Dollar), wie beispielsweise die Edelmetall-Auguren des US-Asset-Managers Wisdom Tree erwarten. Sie führen dies vor allem auf die neuerliche spekulativen Positionierung zurück, ausserdem werde eine gewisse Abwertung des Dollar sowie eine leichte Inflation einen Wertzuwachs im Gold begünstigen.