Ein Marktüberwacher im Sold der Börsenbetreiberin SIX hat das Unternehmen überraschend verlassen, wie die Gruppe Recherchen von finews.ch bestätigte. Es ist bereits der zweite hochkarätige Abgang innert kurzer Zeit.
Lukas Feh (Bild oben), seines Zeichens Head of Markets Supervision and Investigation, verlässt die SIX Gruppe, wie einer internen Mitteilung zu entnehmen ist, in die finews.ch Einsicht hatte.
Der Abgang, der zweite innert relativ kurzer Zeit, kann durchaus als Rückschlag für die SIX gewertet werden. Denn Feh zählt zu einer Gruppe einiger Dutzend Fachleute, die weltweit das umfangreichste technologische Wissen besitzen, um Insidervergehen an Börsenplätzen aufzuspüren. SIX bestätigte den Abgang auf Anfrage.
Zentrale Bedeutung
Feh, der für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war, stand insgesamt 13 Jahre im Solde der SIX und hatte seine letzte Funktion über die vergangenen fünf Jahre inne. Sein Anstellungsverhältnis läuft zwar erst Ende 2018 aus, doch gemäss internem Memo der Leiterin der SIX Exchange Regulation, Corinne Riguzzi (Bild oben), wird Feh per sofort freigestellt – aufgrund seiner «zentralen Bedeutung».
Der Abgang erfolgt nur gerade acht Monate, nachdem Riguzzi Fehs Vorgesetzten, Jared Bibler (Bild unten), entlassen hatte, wie auch finews.ch berichtete. Er verantwortete seit April 2017 den Bereich Aufsicht und Sanktionen (Surveillance & Enforcement). Weniger als acht Monate später war er seinen Job aber wieder los. Offenbar aufgrund interner Differenzen. Bibler selber zeigte sich damals sehr verwundert über den Entscheid seiner früheren Arbeitgeberin.
Das Beste gegeben
«Ich habe mein Bestes gegeben und bedaure es, dass die Six sich entschieden hat, meinen Vertrag zu künden», sagte er damals gegenüber finews.ch. Die SIX wollte die Hintergründe des Abgangs nicht kommentieren.
Bibler, ein Absolvent der renommierten US-Universität MIT und zunächst als Forensiker tätig, hatte sich vor seiner Zeit bei der SIX bei den Aufräumarbeiten am isländischen Finanzplatz einen Namen gemacht, wo es während der Finanzkrise zu spektakulären Bankenpleiten gekommen war.
Führungslos und weniger Expertise
Nach den Abgängen von Feh und Bibler erscheint die Abteilung Surveillance & Enforcement, die jährlich rund 50 Untersuchungen an die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) weiterleitet, führungslos und von der technologischen Expertise her etwas ausgedünnt.
Bevor Riguzzi ihre heutige Funktion übernahm, leitete sie selber fast fünf Jahre lang den Bereich Surveillance & Enforcement. Nach dem Abgang Biblers übernahm sie dieses Amt dann wieder – interimistisch.
Wie weitere Rechechen ergaben, soll nun auf Bibler Christian Müller folgen, derzeit noch Head Surveillance Switzerland bei der Credit Suisse. Auch diese Personalie bestätigte die Börsenbetrieberin gegenüber finews.ch.