Zugegeben, die SNB hat beispielweise 2017 mehr als 54 Milliarden an Gewinn ausgewiesen. Aber dieses Geld wird zu einem (grossen) Teil in die Reserven gesteckt, zu einem anderen (kleineren) Teil an Bund und Kantone ausbezahlt.

«Die Gewinne stehen (deshalb) nicht in erster Linie den Aktionären, sondern der öffentlichen Hand zu,» erklärte Jean Studer, der Präsident des Bankrates, an der GV von Freitag. Seine Ausführungen zur Aktie SNB sind als Zeichen zu werten, dass die Bank den Wertanstieg der Papiere durchaus beobachtet. Die Bemerkungen beschränkten sich dann wie erwartet auf Erläuterungen der Begebenheiten und enthielten eben keine Wertung an sich.

Währungsreserven und Begehrlichkeiten

Die andere Erklärung, dass nämlich Publikumsaktionäre hoffen, dass die Bank einst die Papiere zu einem überhöhten Preis zurückkaufen könnte, scheint reichlich optimistisch. Und die Direktoren werden auch heuer zu dieser Frage schweigen – viel Lärm um Nichts also.

Spannender ist die Frage, ob und wann das Direktorium damit beginnen könnte, die gigantischen Währungsreserven abzubauen, die aufgrund der Schwächung des Franken entstanden sind. Der Pot an Aktiven, mittlerweile sind es mehr als 750 Milliarden Franken, hat schon verschiedentlich Begehrlichkeiten aus der Politik geweckt. So kam etwa auch der Vorschlag auf, die Bank könnte einen Teil der Währungsreserven in einen Staatsfonds auslagern. Dieser würde analog zum norwegischen Vorbild weltweit für das künftige Wohl der Schweiz in Wertschriften investieren.

Falsche Signale

Davon, allerdings, will die Nationalbank nichts, zumal sie die Aktiven ja aus geldpolitischen Gründen angehäuft hat. Eine Verwendung fürs Gemeinwohl hat nichts mit dem eigentlichen Auftrag zu tun. Da käme eine Reduktion der Reserven vielleicht schon eher gelegen.

Die britische Wirtschaftszeitung «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) widmete sich kürzlich dieser Frage und kam indessen zum Schluss, dass ein Verkauf ausländischer Papiere zum jetzigen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich sei, weil es die falschen Signale aussenden würde. Eben erst hat der Franken wieder das Niveau von 1.20 pro Euro erreicht – dies dreieinhalb Jahre, nachdem die SNB die Anbindung an die europäische Gemeinschaftswährung aufgegeben und damit in der Schweizer Wirtschaft einen massiven Preisdruck ausgelöst hatte.

Erholung noch fragil

Den nun etwas schwächeren Franken durch einen frühzeitigen Abbau ausländischer Wertschriften zu gefährden, entspricht sicherlich nicht den Absichten der Währungshüter unter Leitung von Thomas Jordan. Der Präsident des SNB-Direktoriums wird heute eine Rede zu den Themen Geldpolitik und Bankenregulierung halten und vermutlich an seiner Aussage festhalten, dass es noch zu früh sei, die Politik der Negativzinsen aufzugeben.

Tatsächlich hat der SNB-Präsident verschiedentlich betont, dass die positive Entwicklung auf den Devisenmärkten noch fragil sei. Die Finanzakteure gehen davon aus, dass die SNB erst im Nachgang zur Europäischen Zentralbank (EZB) die Geldschleusen schliessen wird – damit der Franken nicht unter Aufwertungsdruck gerät und positive Effekte auf die herstellende Industrie gefährdet würden.