KERMAN 500

Seit verschiedene Absichtserklärungen zwischen dem Iran und dem Westen abgeschlossen wurden, evaluieren viele europäische Firmen Investitionen im Iran. Was ist der Stand heute?

Im Verlauf der vergangenen zwei Jahre kam es vermutlich in jedem Wirtschaftszweig Irans zu Partnerschaften mit ausländischen Firmen. Allerdings sind das noch keine absoluten Erfolgsgeschichten, sondern interessante und wichtige Anläufe, die belegen, dass weitere Schritte und Abkommen durchaus möglich sind und dafür auch eine gewisse Verbindlichkeit besteht.

Die Zukunft des Irans ist noch nicht gebaut, aber das Land hat bereits eine Blaupause abgeliefert und damit ein Fundament gelegt. Das allein ist schon eine Leistung.

Welche Abkommen standen bis jetzt im Vordergrund?

Aus wirtschaftlicher Sicht die Energie-Abkommen mit dem französischen Mineralölkonzern Total sowie die Kooperationsverträge zwischen Renault und dem iranischen Staaatskonglomerat IDRO die zentralen Elemente.

«Zugegeben, der Iran ist ein höchst komplexes Land, um Geschäfte zu machen»

Mittel- bis langfristig müssen sich Joint-Ventures in allen Branchen aber noch bewähren, insbesondere auch in der Privatwirtschaft sowie in konsumorientieren Bereichen. Hier sollten auch die meisten, der erhofften neuen Arbeitsplätze entstehen.

Warum gestaltet sich der Prozess nach Unterzeichnung einer Absichtserklärung oftmals so schwierig, wie Wirtschaftsvertreter immer wieder beklagen?

Zugegeben, der Iran ist ein höchst komplexes Land, um Geschäfte zu machen. Jedes Abkommen wird einer Vielzahl von Kontrollen und Abkklärungen unterzogen, welche die Risiken eindämmen sollen. Die vielen Absichtserklärungen unterstreichen indessen, dass ein Wille besteht. Aber nun muss sich weisen, dass die iranischen Firmen auch in der Lage sind, ihre Geschäftsaktivitäten entsprechend auszurichten, die Kapitalströme freizulegen und Finanzierungslösungen umzusetzen. Das bleibt herausfordernd. 

Die gute Nachricht ist, dass im vergangenen Sommer mehrere Absichtserklärungen in effektive Verträge umgewandelt werden konnten, namentlich die Transaktionen mit Total, Renault, Alstom, Toyo Engineering, SK E&C sowie mit Boeing und anderen Firmen. Diese Deals sind Blaupausen für weitere Annäherungen. 

Wer sind die derzeit politisch treibenden Kräfte im Iran?

Die Wirtschaft wurde durch die Wiederwahl von Präsident Hassan Rouhani im vergangenen Mai dynamisiert. Die Notwendigkeit, wirtschaftliches Wachstum und neue Arbeitsstellen zu schaffen, steht im Vordergrund.

Ermutigend ist der Umstand, dass ein breiter politischer Konsens besteht, wonach der Handel mit dem Ausland und ausländische Investitionen unerlässich sind für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Vor diesem Hintergrund sehe ich einen grossen politischen Willen, wichtige Gesetzeswerke und Bestimmungen zu reformieren. So sollen bessere Konditionen für ausländische Investoren entstehen.

«Irans Banker verdienen grösste Anerkennung für ihre Entschlossenheit»