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Rouhanis kürzlich ernanntes Kabinett wird von drei Schlüsselfiguren dominiert: Aussenminister Javad Zarif, Ölminister Bijan Zanganeh sowie Zentralbankchef Valliollah Seif. Sie sollten mit ihren Behördenkollegen in der Lage sein, eng und effizient mit iranischen wie auch ausländischen Wirtschaftsvertretern zu kooperieren, um eine solide wirtschaftliche Agenda zu etablieren.

Der Iran hat sich auch zum Ziel gesetzt, den Finanzsektor zu reformieren. In welcher Phase befindet sich dieses Vorhaben?

Bis jetzt hat der Iran gute Fortschritte in diesem komplexen Prozess gemacht. Im vergangenen Frühsommer beschloss die Financial Action Task Force (FATF), Iran von ihrer Schwarzen Liste zu streichen. Vor dem Hintergrund, dass der Iran auch technische Unterstützung in diesem Prozess nun zulässt, ist der Entscheid der FATF unbefristet, so dass das Land mehr Zeit hat, um für den Finanzsektor «best practices» zu erarbeiten.

Dieser Prozess befindet sich allerdings noch immer in einer frühen Phase. Aber Irans Banker verdienen Anerkennung für ihre Entschlossenheit, ihren Platz in der internationalen Finanzwelt zurückzuerobern.

Ein Schlüselfaktor in der Entwicklung des Irans scheint die amerikanische Nahost-Politik zu sein. Was denken Sie?

Die Trump-Administration hat sich Bezug auf die Absetzung der Sanktionen eher ambivalent gezeigt. Einerseits haben führende Minister wie US-Staatssekretär Rex Tillerson und US-Verteidigungsminister James Mattis erklärt, am Nuklear-Deal mit dem Iran festzuhalten. Andererseits haben US-Präsident Donald Trump persönlich sowie Diplomaten, darunter die US-Botschafterin bei der Uno, Nikki Haley, ihre Skepsis zum Ausdruck gebracht.

Am Ende wird es Trump wohl dem Kongress überlassen, allfällig neue Sanktionen gegen den Iran zu verhängen, was allerdings einer klaren Verletzung des Nuklear-Deals gleich käme. Aber letztlich hängt die Entwicklung im Iran nicht nur von den USA ab.

«Ich erwarte offene und ehrliche Diskussionen über die Chancen und Herausforderungen im Iran»

Staatsführer aus Europa, China und Russland haben verschiedentlich ihrer Überzeugung Ausdruck verliehen, dass der Iran sich an das Nuklear-Abkommen halten werde. Für die wirtschaftlichen Kreise in Europa ist diese Unterstützung zentral. Darum wird am diesjährigen Europe-Iran Forum auch Helga Schmid, Generalsekretärin des Europäischen Auswärtigen Dienstes, mit fünf europäischen Botschaftern im Iran zu den Referenten gehören. Allesamt werden sie die europäische Positionen umreissen und ihren Standpunkt auch in Washington geltend machen.

Wer steht eigentlich hinter dem Forum?

Das 4. Europe-Iran Forum wird von der Firma Bourse & Bazaar in Zusammenarbeit mit dem Kongressveranstalter Adam Smith Conferences organisiert. Das Forum bezieht keine staatlichen Gelder, sondern finanziert sich ausschliesslich über Sponsoren und zahlenden Teilnehmer.

Was erwarten Sie von den diesjährigen Referenten?

Der zweitätige Anlass wird zweifelsohne die hochkarätigsten Sprecher zusammenbringen, die je eine Veranstaltung zum Iran hatte. Ich freue mich auf Mohammad Khazaee, Irans stellvertretenden Wirtschafts- und Finanzminister, sowie auf Farzaneh Sharafbafi, dem neuen CEO der Iran Air.

Ich erwarte offene und ehrliche Diskussionen über die Chancen und Herausforderungen im Iran sowie einen Austausch von Ideen und Strategien in Sachen Wirtschaftsförderung und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Die Engagement der Teilnehmer innerhalb des Forum-Netzwerks beeindruckt mich permanent. Insofern bin ich überzeugt, dass der Iran am Anfang einer Erfolgsgeschichte steht.


Esfandyar Batmanghelidj hat die vergangenen fünf Jahre an mehreren geschäftsdiplomatischen Projekten zwischen dem Westen und dem Iran gearbeitet. Er ist der Initiant des Europe-Iran Forum, einer Veranstaltung, welche Wirtschaftsführer. Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft zusammenführt, um die Entwicklung der iranischen Wirtschaft zu fördern. Batmanghelidj ist auch Redaktionsleiter von Bourse & Bazaar, einer digitalen Business-Publikation mit Schwerpunkt Iran. Er studierte an der amerikanischen Columbia University.