Die Schweizer Börse Six bekommt Konkurrenz. Mit einem Büro in Zürich und mehreren Initiativen macht nun Euronext Jagd auf Schweizer Börsenkandidaten – nicht ganz frei von Ironie.

Euronext, die paneuropäische Börse in der Eurozone mit Sitz in Amsterdam, ist ab sofort auch mit einem Büro in Zürich vertreten, wie der Finanzdienstleister am Montag mitteilte.

Zückerchen für Börsenneulinge

Ziel der Euronext ist es, hiesige Technologieunternehmen dabei zu begleiten, ihr Geschäft mit Hilfe der Kapitalmärkte weiterzuentwickeln und sie bei ihrem Wachstum zu unterstützen, hiess es. In diesem Kontext hat die Euronext für die Schweiz folgende Technologieinitiativen vorgesehen:

  • Tech Share: Ein Ausbildungsprogramm, das Managern von Technologie-KMUs dabei helfen soll, besser zu verstehen, wie sie Kapitalmärkte und die Herausforderungen einer Börseneinführung nutzen können. Dieses Programm wird laut Mitteilung bis September 2018 für Unternehmen aus Deutschland, Italien, Spanien und der Schweiz anlaufen.
  • Morningstar Equity-Research-Programm: Eine Partnerschaft von Euronext mit dem Researchanbieter Morningstar, um die Sichtbarkeit von Technologie-KMUs für Finanzanalysten zu verbessern.
  • Tech 40 Label and Index: Die Initiative stellt die an der Euronext notierten Technologieunternehmen in den Vordergrund und bietet Zugang zu Dienstleistungen.

Ab 2018 wird Euronext laut Mitteilung zudem zwei neue speziell für europäische Technologie-KMU konzipierte Programme umsetzen:

  • Get to know your investors: Unternehmen sollen nach ihrer Börseneinführung sechs Monate lang von hausinternen Marktforschungs-Dienstleistungen profitieren.
  • Trade and leverage: Unternehmen werden nach ihrer Börseneinführung in den Genuss von Euronext finanzierten Programmen für den Investorenzugang kommen, wie etwa Equity Research oder Investorenveranstaltungen.

Ex-UBS-ler übernimmt in Zürich

Sitzleiter des Büros in Zürich ist Søren Bjønness. Er werde von einem neuen europäischen Team von Analysten und Kommunikationsexperten unterstützt, hiess es weiter.

Der promovierte Ökonom norwegischer Herkunft studierte an der Universität in Fribourg und lebt seit rund 20 Jahren in der Schweiz. Er ist Gründer und Partner der Beratungs- und Interimsmanagement-Unternehmung Catapult Capital. Weitere Stationen des ehemaligen Offiziers der Königlichen Norwegischen Marine waren Pricewaterhousecoopers und UBS.

Der Vorstoss von Euronext in die Schweiz und damit ins Terrain der Six ist nicht frei von Ironie. Der hiesigen Börsenbetrieberin wurde immer wieder Interesse an der Euronext nachgesagt. Eine Übernahme hätte die Six in neue Sphären katapultiert. Doch dazu gekommen ist es nie.