Die Schweizer Bundesanwaltschaft wollte im aufsehenerregenden Fall um den deutschen Financier Florian Homm noch dieses Jahr Anklage erheben. Gegenüber finews.ch blieb die Behörde nun unbestimmt zum Fahrplan – auch Homm zeigt sich ungeduldig.
Dass die Schweizer Bundesanwaltschaft gegen den schillernden ehemaligen Hedgefonds-Manager Florian Homm ermittelt, wurde 2015 nur wegen einer Verfahrens-Panne öffentlich. Das Bundesstrafgericht in Bellinzona hatte die Bundesanwälte, die sich bereits sieben Jahre mit dem äusserst komplexen Fall beschäftigen, wegen einer vorgezogenen Anklage zurückgepfiffen.
Nach dem Rückschlag wollte die Behörde dann möglichst rasch Nägel mit Köpfen machen. «Es ist vorgesehen, den Komplex im Verlaufe des nächsten Jahres beim Bundesstrafgericht in Bellinzona anzuklagen», sagte eine Sprecherin damals gegenüber finews.ch.
Die Vorwürfe der Bundesanwaltschaft sind happig: Die drei Beschuldigten, darunter Homm, werden unter anderem der Geldwäsche verdächtigt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
«Keine Prognosen»
Auf Anfrage von finews.ch hiess es nun bei der Behörde, die Untersuchungen im komplexen Verfahren, das auch «die von ihnen genannte Person betrifft», seinen noch in Gange. Und: «Da Strafverfahren dynamische Prozesse sind, können wir keine Prognosen über den weiteren Verlauf machen.»
Bis zum Jahresende dürfte die Zeit dafür also sehr knapp werden. Homm selber, der derzeit unbehelligt in Deutschland lebt, legte gegenüber finews.ch ebenfalls eine gewisse Ungeduld an den Tag. «Seit Jahren haben die Amerikaner und Schweizer die Möglichkeit, mich in Deutschland zu verklagen – warum tun sie es nicht?», fragt er. Ein konkretes Gesuch, ihn in Deutschland zu interviewen, sei ihm zurzeit jedenfalls nicht bekannt.
Seinerseits kämpft er um die beträchtlichen Summen, welche die Schweizer Ermittler auf Konten in der Schweiz und Liechtenstein festgefroren haben. Laut Homm soll es sich um Vermögenswerte in der Höhe von rund 60 Millionen Dollar handeln.
«Ich bete für die Bundesanwälte»
Sein Vermögen sei seit einer halben Generation eingefroren. Und bis der Prozess entschieden ist, können noch weitere sechs bis acht Jahre verstreichen, resümiert Homm. «Laut meinen Anwälten sind Bemühungen, diese Gelder vor einem Prozess frei zu bekommen, sehr teuer und zeitaufwendig – und die Chancen auf Erfolg sind minimal.»
In der Schweiz ermittelt die Bundesanwaltschaft unter anderem gegen den ehemaligen Chef der Bank Leodan in Zürich – das Institut hat Anfang 2016 die Tore geschlossen. Der Banker soll der Ex-Frau Homms geholfen haben, Vermögenswerte geprellter Anleger zu verstecken, so der Vorwurf.
Homm, der sich seit seiner abenteuerlichen Flucht als tiefgläubiger Christ präsentiert, geht auf seine Weise mit der Situation um: «Ich bete für Freunde und Feinde, auch für die Bundesanwälte. Das fällt mir zwar nicht immer leicht, aber danach geht es mir besser.»