Fast unbemerkt von der grossen Öffentlichkeit hat Gold seit Anfang Jahr massiv an Wert gewonnen. Dies soll erst der Anfang einer neuen Hausse sein, behaupten zahlreiche Edelmetall-Experten.
Mit einem Wertanstieg von sage und schreibe 20 Prozent kletterte der Goldpreis in den vergangenen vier Monaten so stark wie seit 30 Jahren nicht mehr. Im Vergleich dazu trat der MSCI World (Aktien-)Index im selben Zeitraum mehr oder weniger auf der Stellen. Oder mit anderen Worten gesagt: Mehr und mehr Investoren finden wieder Gefallen am gelben Edelmetall.
Das zeigte sich in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres auch an den rekordhohen Zuflüssen in Exchange Traded Funds (ETF) für Gold; diese verzeichneten ein plus von immerhin 300 Tonnen. Und gemäss dem World Gold Council dürfte sich das Umfeld für Gold auch im weiteren Jahresverlauf besser gestalten als 2015.
Diese Einschätzung teilt auch der Gold-Experte Ronald-Peter Stöferle (Bild) vom Vermögensverwalter Incrementum. Ihm zufolge ist dies erst der Beginn einer neuen Gold-Rally. Dies geht aus seinem jüngste Gold-Report «A New Bull Market in Gold?!» hervor.
Schwacher Dollar als Turbo für Gold
Stöferle und vier weitere Autoren machen ihre Zuversicht an folgenden Punkten fest:
- Viele institutionelle Investoren, die bislang nicht von der Goldrally profitierten, verharren an der Seitenlinie und kaufen nach jeder Korrektur Gold zu.
- Die Gegenpartei-Risiken nehmen zu.
- Um das Finanzsystem am Leben zu erhalten, sind die Zentralbanken gezwungen, die Notenpressen laufen zu lassen. Immer mehr Anleger werden sich dieser Tatsache bewusst.
- Die zuletzt überraschend schlecht ausgefallenen US-Wirtschaftszahlen lassen auf einen schwächeren Dollar schliessen – das ist ein Turbo für Gold.
- Das anvisierte «Goldilock-Szenario»: Eine Wirtschaft, die weder zu heiss läuft und Inflation verursacht, noch zu kalt ist, so dass sie eine Rezession hervorruft, steht auf dünnem Eis.
Gold steigt auf 2'300 Dollar
Im aktuellen Report ist keine Preis-Prognose für die Feinunze Gold enthalten. In einer Analyse vom Juni 2015 lehnte sich Stöferle aber sehr weit aus dem Fenster, wie auch finews.ch berichtete.
So sehe er binnen dreier Jahre den Goldpreis auf 2'300 Dollar steigen. Dies sagte er zu einem Zeitpunkt, da viele Analysten einen weiter fallenden Goldpreis prognostizierten. Derzeit notiert die Feinunze bei 1'270 Dollar.
Aktien führen ins Desaster
Auch der notorische und zugleich umstrittene «Goldbug» Egon von Greyerz (Bild unten) von der Schweizer Firma Matterhorn Asset Management sieht goldenen Zeiten entgegen.
So werde das Edelmetall in den nächsten Jahren nicht nur das Vermögen der Anleger bewahren, sondern es auch noch vergrössern. Aktien dagegen würden nicht nur «zu totaler Verzweiflung führen, sondern auch zu einer Zerstörung des gesamten Vermögens», so der um seine extremen Aussagen nie verlegene von Greyerz in einem kürzlichen Interview mit dem angelsächsischen Finanzportal «King World News».
Fondsmanager greift in die Vollen
Von bevorstehenden Verwerfungen an den Finanzmärkten geht auch der deutsche Vermögensverwalter Flossbach von Storch aus. Um die Kunden davor zu schützen, erhöhte der Asset Manager den Goldanteil in seinem Flaggschiff-Fonds von 8 auf 14 Prozent, wie das «Handelsblatt» kürzlich meldete. Flossbach von Storch ist auch mit einer Niederlassung in Zürich präsent.
Mittlerweile haben auch einige Grossbanken ihre Prognosen revidiert. So zum Beispiel Goldman Sachs oder die UBS, wie auch finews.ch berichtete.
Beginn eines neuen Goldzyklus?
Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) zeichnet in der neusten Ausgabe ihres «Anlagebarometers» ebenfalls ein positives Szenario für Gold. «Wir gehen von einer weiteren Erholung des Goldpreises bis Jahresende aus», schreiben die Autoren. Und nimmt man die vergangenen Goldzyklen zur Hand (siehe nachfolgende Grafik), stehen Gold tatsächlich glänzende Jahre bevor, wie es weiter heisst.