Griechenland droht die Staatspleite – und der «Grexit» wird immer wahrscheinlicher. Dies sollte den Wert des gelben Metalls nach oben treiben, sollte man meinen. Doch Experten sehen einen ganz andere Ursache für einen massiven Anstieg des Goldpreises.
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Das Drama um Griechenland steuert auf seinen Höhepunkt zu. Die Staatspleite und in der Folge der so genannte Grexit werden mittlerweile von Investoren als wahrscheinlicher bewertet als der Verbleib Griechenlands in der Eurozone.
Entsprechend nervös beobachten die Börsianer die Entwicklung der Gemeinschaftswährung. «Die Krise der Eurozone nimmt an Momentum auf», sagt der vielbeachtete Gold-Experte Ronald-Peter Stöferle (Bild links) zu finews.ch. Der Autor des kürzlich erschienen und in Branchenkreisen oft zitierten Gold-Reports «In Gold we Trust» prognostiziert in der Folge eine stärkere Nachfrage nach dem gelben Edelmetall, was den Goldpreis stützen werde.
Grexit ist vernachlässigbar
Doch laut Stöferle wird die Währungsthematik rund um den Euro allgemein überstrapaziert. Selbst ein Austritt Griechenlands aus der Gemeinschaftswährung würde den Goldpreis nicht nachhaltig nach oben treiben, glaubt Stöferle.
Dennoch sieht er in den kommenden drei Jahren den Goldpreis klettern, und zwar auf 2’300 Dollar die Unze – knapp 400 Dollar höher als das Allzeithoch im September 2011. Derzeit notiert der Preis bei 1'180 Dollar.
Diese kühne Prognose ist insofern beachtlich, weil das Gros der Edelmetall-Analysten in den kommenden Jahren von stagnierenden und bestenfalls leicht steigenden Goldpreisen ausgeht.
Teuerung bereits spürbar
Laut Stöferle und seinem Mitautor Mark Valek, die zusammen einen Gobal Marco Fonds beim Vermögensverwalter Incrementum verwalten, werden primär anziehende Teuerungsraten den Goldpreis auf neue Rekordhöhen treiben. Die Inflation werde über die Geldmengenausweitung geschaffen, die sich entweder im Umfeld einer anspringenden wirtschaftlichen Aktivität oder im Rahmen einer stagflationären Entwicklung zeige. In beiden Fällen profitierten Inflations-sensitive Anlagen wie Gold und Minenaktien.
Bei den Vermögenspreisen von Immobilien, Aktien und Obligationen gab es bereits einen massiven Teuerungsschub, schreiben Gold-Profis in ihrem 140 Seiten starken Report. Dies entspreche dem gängigen Muster, bevor die Teuerung auch auf die Konsumenten überspringe.
Zinserhöhung bloss Wunschdenken?
Gefahr drohe dem Goldpreis auch nicht von höheren Zinsen. Die vielbeschworene Zinswende in den USA hält Stöferle für «Wunschdenken». Die geldpolitische Normalisierung sei mit zahlreichen Unwägbarkeiten verbunden.
Seine Zuversicht für rekordhohe Goldpreise nährt auch das aktuelle Stimmungstief am Goldmarkt. «Nahezu alle Goldbullen haben das Handtuch geworfen», gibt er gegenüber finews.ch zu Protokoll. Ganz im antizyklischen Sinne sei dies – findet Stöferle – ein guter Einstiegszeitpunkt.