Ein Recherche-Netzwerk hat geheime Daten über Offshore-Firmen von Teils prominenten Kunden einer panamesischen Kanzlei ausgewertet. Das wirft ein Schlaglicht auf eine beliebte Steueroase der Schweizer Banken.
«Handeln Sie jetzt und bringen Sie Ihr Vermögen in Sicherheit.» So wirbt eine der vielen panamesischen Anwaltskanzleien um die Vermögen ausländischer Kundschaft, und spielt dabei den Trumpf des Finanzplatz' am Isthmus aus – relativ lockere Regulierung, absolute Verschwiegenheit.
Mit der Verschwiegenheit ist es allerdings dieser Tage nicht mehr weit her. Ein internationales Recherche-Netzwerk hat ein gewaltiges Datenleck bei einer der führenden Kanzleien Panamas, Mossack Fonseca (MF), ausgewertet. Unter dem Titel «Panama Papers» hat das Journalisten-Konsortium (International Consortium of Investigative Journalists ICIJ) nun die verschwiegenen Firmenkonstrukte teils höchst prominenter MF-Kunden publik gemacht.
Unter den Nutzniessern der Strukuren befinden sich angeblich auch Funktionäre des Weltfussballverbands Fifa und der russische Präsident Wladimir Putin.
Eifrige Zulieferer aus der Schweiz
Zudem weisen die in über 11 Millionen Dokumenten gefundenen Spuren von Panama direkt zum Schweizer Bankenplatz. Hiesige Institute, darunter die UBS und die Credit Suisse (CS), sollen im Namen von Kunden zu den eifrigsten Auftraggebern von MF gehört haben, wie es heisst (siehe Grafik unten).
Dabei gilt es festzuhalten, dass der Aufbau von Firmen zur «Strukturierung» von Vermögen durchaus legal ist und traditionell zum Angebot von Privatbanken gehört.
Grafik: Auftraggeber, Anzahl bei MF bestellte Firmenkonstrukte
Magnet fürs Swiss Banking
Gleichwohl dürften die jüngsten Schlagzeilen aus Panama nicht wenige Schweizer Private Banker reichlich nervös machen. Nach Aufflammen des Steuerstreits mit den USA und später mit Deutschland und anderen OECD-Ländern avancierte Panama zu einem Magnet für das Swiss Banking. Wer noch nicht dort war, zog eiligst hin, wie auch finews.ch berichtete.
So erhielt etwa die mittlerweile von EFG International übernommene Tessiner Privatbank BSI noch 2014 eine panamesische Bankenlizenz. Die Zürcher Julius Bär kam im November 2013 dank der Übernahme des internationalen Wealth-Management-Geschäfts von Merrill Lynch in Panama mit einer eigenen Geschäftseinheit an. Auch die UBS, die CS und die Genfer Privatbank Lombard Odier sind in Panama mit Büros präsent.
Wie die Schweizer «Handelszeitung» auswertete, war Panama 2011 die zweitbeliebteste Steueroase der Schweizer Banken weltweit. Nur von Kunden, die auf den karibischen Westindies gemeldet waren, verwalteten die Institute damals mehr Geld. Nach einer Erhebung des Beratungsunternehmens Deloitte bildeten Panama und die Karibik mit 9'000 Milliarden Dollar Vermögen noch 2014 das global viertgrösste Offshore-Finanzzentrum.
Aus der Schweiz kamen auch die zweitmeisten «Zulieferer» für die Firmen-Bauer bei MF (siehe Grafik unten).
Grafik: Herkunftsland, Anzahl Vermittler an MF
Frischer als Falciani
Gleichzeitig zog es die «Strukturierungs-Spezialisten» aus Panama in die Schweiz. Die vom Deutschen Jürgen Mossack 1977 mitgegründete Kanzlei MF unterhält auch Büros in Zürich und Genf.
Entsprechend exponiert ist nun die Branche gegenüber weiteren Enthüllungen aus den Panama Papers. Die Daten in den Händen der Rechercheure des ICIJ sind offenbar erheblich «frischer» als die berüchtigten «Falciani-Listen» aus der Schweizer Privatbanken-Tochter der anglo-chinesischen Grossbank HSBC. Die jüngsten Dokumente stammen von letztem Jahr, wie es heisst.
Da sich die Enthüllungs-Journalisten geflissentlich betonen, dass für alle aufgedeckten Personen die Unschuldsvermutung gilt, muss sich allerdings noch zeigen, was an handfesten Gesetzesverstössen übrigbleibt, wenn sich der Mediensturm gelegt hat.
MF beklagte sich, gehackt geworden zu sein. Das sei ein Verbrechen, sagte die Kanzlei gegenüber dem Fernsehsender «TVN». Gleichzeitig betonte MF, man helfe nicht bei Geldwäsche oder Steuerhinterziehung.
Der Fluch der neuen Märkte
Wie bei den Anfangs 2015 bekannt gewordenen «Swissleaks»-Affäre zeigt sich jedoch ein Muster, das den Schweizer Private Bankern schwer zu denken geben sollte. Immer häufiger erweist sich nämlich das bis dato vom Steuerstreit wenig betroffenen Geschäft in Nicht-OECD Ländern als zunehmend problematisch fürs Image.
Institute, die gar so weit gingen, das Schweizer Banking aus Zeiten vor der «Weissgeld-Strategie» in jene Regionen exportieren, leben damit gefährlich.