Die Banken wissen, was sie an der Bankiervereinigung haben. Einem grösseren Publikum sind die Tätigkeiten des Verbandes aber weniger geläufig. Peter Kaufmann zeigt, was hinter den Kulissen alles läuft.
Peter Kaufmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Kommunikation
Wer bei einem Verband arbeitet, muss damit leben, öfter mal die Frage zu beantworten: «Was macht Ihr eigentlich den ganzen Tag?» Im Fall der Bankiervereinigung ist meistens etwas Vorwissen vorhanden. So muss ich selten erklären, dass wir uns bei Regierungen und Behörden im In- und Ausland für die Interessen der Schweizer Banken einsetzen. Oder dass wir Ansprechpartner für die Medien aus der ganzen Welt sind, wenn es um den Schweizer Finanzplatz geht.
Was aber am Aeschenplatz 7 in Basel sonst noch läuft, scheint den meisten Menschen weniger bekannt zu sein. Einzelne zweifeln sogar daran, ob Verbände überhaupt einen Mehrwert generieren.
Nun, das ist schnell geklärt: Die schiere über 100-jährige Existenz der Bankiervereinigung ist Hinweis genug. Die Schweizer Banken würden sich wohl kaum den «Luxus» eines Spitzenverbandes leisten, wenn sie davon nichts hätten.
Drei der Aufgaben der Bankiervereinigung hinter den Kulissen möchte ich kurz vorstellen:
Ausbildung: Für die Banklehre (korrekt: Kaufmännische Grundbildung, Branche Bank) und die Höhere Fachschule für Bank und Finanz (HFBF) legt die Bankiervereinigung unter anderem die Lernziele und Lehrpläne fest. Nach diesen Vorgaben laufen Banklehren in der ganzen Schweiz ab.
Zusätzlich ist die Bankiervereinigung Herausgeberin des für die Banklehre verwendeten Lehrmittels «Banking Today 2.0». Und sie trägt die Verantwortung für die Erstellung der Lehrabschluss-Prüfungen. Und nein, unsere Ausbildungsexperten sind nicht bestechlich.
Selbstregulierung: Durch Selbstregulierung regelt die Bankiervereinigung rechtsverbindlich so verschiedene Dinge wie die Kundenidentifikation, die Eigenmittel-Anforderungen bei Hypotheken oder den Umgang mit nachrichtenlosen Vermögenswerten. Natürlich sind die Behörden auch involviert, denn die Finma muss Selbstregulierungen genehmigen.
Der Vorteil bei der Selbstregulierung: Die Prozesssteuerung und die Redaktion des Regulierungstextes liegen bei der Bankiervereinigung. Und damit bei den Experten aus den Banken, welche über Know-how aus der Praxis verfügen. Das führt zu schneller verabschiedeten, praxisnäheren Regeln, deren Umsetzung weniger kostet und die besser funktionieren.
Beratung der Mitglieder: Die Bankiervereinigung führt regelmässig gut besuchte Seminare zu Themen durch, welche die Banken im Geschäftsalltag direkt betreffen. Und die Mitarbeiter der Geschäftsstelle beantworten immer wieder Fragen von Mitgliedbanken.
Ein Beispiel ist das neue Aktienrecht: Auf Anfrage von Banken hat die Bankiervereinigung eine Interpretation des neuen OR-Artikels 697i vorgenommen und vom EFD bestätigen lassen (es geht um als Bucheffekten ausgestaltete Inhaberaktien). So wurde mit einem Zirkular für alle Banken Rechtssicherheit geschaffen.
Aufgaben überprüft
Der Nutzen der Bankiervereinigung steht für die Banken ausser Frage. Das zeigt auch das Ergebnis der kürzlich mit externer Hilfe durchgeführten Überprüfung der Aufgaben und Prozesse des Verbandes: Der Verwaltungsrat hat neue Schwerpunktthemen beschlossen, die Organisationsstruktur entsprechend angepasst und die Gouvernanz gestrafft. Dadurch hat er klar zum Ausdruck gebracht, dass die Schweizer Banken auch in Zukunft einen schlagkräftigen Dachverband wollen.