Eine neue Geschäftsführerin, Verlagerungen nach Köln und Personlafluktuation – die vielfältigen Veränderungen im Schweizer Finanzmarkt würden die Aufgaben nicht leichter machen, erklärt Kurt von Storch gegenüber finews.ch.

Vor gut einem halben Jahr wurde Kai Henke ganz überraschend aus der Geschäftsleitung von Flossbach von Storch in der Schweiz abberufen, wie Recherchen von finews.ch damals ergaben. Firmenmitinhaber und Verwaltungsratspräsidenten Kurt von Storch (Bild oben) erklärte damals: «Es ist richtig, dass wir Herrn Henke als Geschäftsführer abberufen haben. Wir werden die Gründe hierfür aber nicht kommentieren.»

In der Branche wurde alsbald kolportiert, der abrupte Abgang habe mit Henkes früherer Tätigkeit bei der Bank Sarasin zu tun. Öffentlich hat sich das nicht weiter konkretisiert. Wie jedoch erinnerlich ist, geriet das Basler Institut, das heute zur brasilianischen J.-Safra-Gruppe gehört, auf Grund von heiklen Dividenden-Geschäft in Deutschland dermassen unter Druck, das unlängst sogar Eric Sarasin, als Vize-CEO des Unternehmens, zurücktreten müssen, wie auch finews.ch berichtete.

Neue Geschäftsführerin

corinna guenther 136Bei Flossbach von Storch ist in der Zwischenzeit die Nachfolge an der Spitze in Zürich geregelt worden – und zwar erneut mit einer dualen Führung. Neben dem bisherigen Chef, Bernd Model, ist neu auch die Diplom-Kauffrau Corinna Guenther (Bild links) als Geschäftsführerin von Flossbach von Storch in der Schweiz tätig, wie weitere Recherchen ergaben.

«Corinna Guenther verantwortet gemeinsam mit Bernd Model unser Geschäft in der Schweiz. Nach ihrer Banklehre studierte die Deutschschweizerin Betriebswirtschaftslehre in Köln und verfügt über 20 Jahre Berufserfahrung in der Finanzbranche», bestätigte Kurt von Storch gegenüber finews.ch die Informationen.

Personal vor Tatsachen gestellt

Bei dem unabhängigen Vermögensverwalter, der sein Büro in Zürich hat, kam es im Laufe dieses Jahres noch zu anderen personellen Veränderungen. So verliessen zwei Mitarbeiter der Wertschriftenbuchhaltung das Unternehmen – «auf eigenen Wunsch», wie Kurt von Storch betont, was wiederum organisatorische Konsequenzen hatte. «Da die Anforderungen der Datensicherheit weiter zunehmen, haben wir uns dafür entschieden, ein zentrales Rechenzentrum für die Flossbach von Storch Gruppe in Köln zu verankern», so Kurt von Storch.

Wie weitere Recherchen von finews.ch ergaben haben die beiden Mitarbeiter aus der Wertschriftenbuchhaltung zwar selber gekündigt (per Ende Oktober), aber dies erst, nachdem ihnen Ende August mitgeteilt worden war, dass der Bereich per Ende Dezember 2014 nach Köln verlegt werde. Von einem «eigenen Wunsch» kann also nicht unbedingt die Rede sein.

Als Folge dieser Abgänge hat sich der Mitarbeiterbestand am Zürcher Standort auf derzeit acht Leute reduziert. Wie weitere Recherchen ergaben, sollen ab 1. März 2015 zwei neue Vertriebsmitarbeiter für das Geschäft mit den Publikumsfonds zum Team stossen. Und: «Aktuell suchen wir eine weitere Verstärkung für den Private-Banking-Bereich», ergänzt Kurt von Storch.

Die Aufgabe wird nicht leichter

Mit anderen Worten: Trotz der jüngsten Turbulenzen will hält der deutsche Vermögensverwalter an seinem Schweizer Standort fest: «Wir sind nach wie vor positiv gestimmt und gehen weiterhin davon aus, dass wir als erfolgreicher unabhängiger Investmentmanager in allen Kundengruppen unser Wachstum auch im Schweizer Markt fortsetzen können», erklärte von Storch gegenüber finews.ch weiter. Allerdings hätten vielfältige Änderungen am Schweizer Finanzmarkt in den vergangenen zwei Jahren die Aufgabe nicht leichter gemacht, betonte der Deutsche weiter.

In der Schweiz verwaltete Flossbach von Storch rund eine Milliarde Franken an Privatkundengeldern, was kaum eine kritische Grösse darstellt. Darauf angesprochen sagte Kurt von Storch bereits vor Jahresfrist: «Natürlich verstehe ich Ihren Einwand der kritischen Grösse. Doch der Schweizer Standort von Flossbach von Storch kann auch sehr viele Services, wie das Research oder das Anlagemanagement von Köln beziehen.»

Schwarze Zahlen

Das hat sich mit der Verlagerung der Wertschriftenbuchhaltung nach Deutschland noch weiter akzentuiert. «So lassen sich enorme Kosten einsparen, ohne dass der Schweizer Standort nun subventioniert würde. Das käme für uns gar nicht in Frage. Jedes Geschäft muss selbsttragend sein», betont von Storch weiter und weist auch darauf hin: «In der Schweiz schreiben wir seit unserem ersten vollen Geschäftsjahr 2007 schwarze Zahlen.»