Die Banken in der Schweiz genügen sich nicht selbst. Sie benötigen ein Tor zur weiten Welt. Dieses offen zu halten, werde immer schwieriger, sagt Stefan Hoffmann von der Schweizerischen Bankiervereinigung.
Stefan Hoffmann ist Leiter für Europa bei der Schweizerischen Bankiervereinigung
Die Banken in der Schweiz wollen auch in Zukunft Teil eines erfolgreichen, global führenden Finanzplatzes sein. Dazu benötigen sie Rahmenbedingungen, die es ihnen erlauben, Kundenbeziehungen zu pflegen sowie neue Märkte und Kunden zu gewinnen.
Um den Marktzutritt in die EU zu sichern, wollen sie Kosten und Nutzen eines Integrationsabkommens rasch prüfen.
Führendes Kompetenzzentrum für Vermögensverwaltung
Eine Stärke des schweizerischen Bankgeschäftes ist seit jeher die starke Ausrichtung auf Kunden im Ausland. Insbesondere Kunden der Vermögensverwaltung werden seit Jahrzehnten grenzüberschreitend bedient. Dabei hat sich der Finanzplatz einen Ruf als führendes Kompetenzzentrum für das Private Banking erworben.
Sprachenvielfalt, Serviceorientierung, politische und wirtschaftliche Stabilität trugen und tragen zur Standortqualität bei. Mit einem Anteil von 26 Prozent ist die Schweiz heute in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung für Privatkunden weltweit führend.
Protektionistische Tendenzen
Der Marktzugang gerät auf Grund protektionistischer Tendenzen zur Marktabschottung zunehmend unter Druck. Dies gilt insbesondere auch für die Märkte in der EU. Schon heute ist es in manchen Fällen nicht möglich, Kunden in bestimmten EU-Staaten von der Schweiz aus aktiv zu bedienen.
Ohne dass wir aktiv gegensteuern, droht sich der Marktzugang zunehmend zu verschlechtern. Als kleines Land mit einem beschränkten Heimmarkt benötigen die Schweiz als Volkswirtschaft wie auch die Banken als Unternehmen zwingend gute Marktzutrittsbedingungen im Ausland.
Marktzugang zentral
Dabei ist der Marktzutritt zum EU-Raum von zentraler Bedeutung. Die Region bleibt für das grenzüberschreitende Geschäft infolge ihrer Grösse sowie der geographischen und kulturellen Nähe attraktiv, trotz zurzeit geringer Wachstumsdynamik.
Zugleich ist die Bedeutung der sich rasant entwickelnden Wachstumsmärkte in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen und nimmt weiter zu. Der Marktzugang zu den wichtigsten Wachstumsmärkten ist daher von gleichbedeutender Wichtigkeit.
Integrationsabkommen mit EU prüfen
Um den Marktzugang in die EU-Märke längerfristig zu sichern, ist ein Integrationsabkommen mit der EU rasch zu prüfen und gegebenenfalls vorzubereiten. Alle Banken sind sich einig, dass vor einer so weitreichenden Entscheidung die Kosten und der Nutzen sowie die politischen und rechtlichen Folgen eines solchen Schrittes ergebnisoffen zu prüfen sind.
Auch ist sicherzustellen, dass bei einer etwaigen künftigen umfassenden Verhandlungsrunde mit der EU der Marktzugang für Finanzdienstleistungen Teil eines solchen Verhandlungspaktes ist.
Machbarkeit klären
Die vom Bund eingesetzte Expertengruppe Brunetti II gelangt in ihrem Zwischenbericht vom 1. Mai 2014 bezüglich Marktzutritt zur Empfehlung, dass in der kurzen Frist mit wichtigen Ländern in- und ausserhalb der EU bilateral die Sicherung und Verbesserung des Marktzugangs verhandelt werden muss.
Parallel dazu sind die Folgen eines sektoriellen Abkommens mit der EU über Finanzdienstleistungen zu analysieren und dessen Machbarkeit zu klären. Der Folgerung der Experten, dass der Marktzutritt ein strategisch zentrales Ziel der Branche darstellt, wird niemand widersprechen wollen.
Es lohnt sich, weiterhin offensiv für den Marktzutritt zu kämpfen.