Wall-Street-Autor Michael Lewis äussert in seinem neuen Buch über den Hochfrequenzhandel den Verdacht: Die Credit Suisse verschaffe Computer-Tradern gegenüber anderen Kunden Vorteile.
Mit «Flash Boys: A Wall Street Revolt» lässt Michael Lewis den harten Kern der Finanzgemeinde aufheulen. In seinem soeben veröffentlichten Buch wirft der Autor den High-Frequency-Tradern (HFT) vor, so genanntes Front running zu betreiben.
Weil sie mir ihren superschnellen Computern und Algorithmen Handelsaufträge in Orderbüchern antizipierten und um Millisekunden schneller ausführen könnten, würden andere Handelsteilnehmer wie Institutionelle und private Investoren betrogen.
Für Zugang in Dark Pools bezahlen
Am Betrug beteiligt: Die Credit Suisse. Denn, so schreibt Lewis, das Brokerage der Bank verschaffe den Computerhändler gegenüber anderen Kunden einen Vorteil. Besonders pikant an diesem Vorwurf: Die Credit Suisse lasse sich von HF-Händlern bezahlen, damit diese Zugang zu ihrem Dark Pool erhielten.
Dark Pools sind Handelsplattformen, auf denen beispielsweise institutionelle Kunden grössere Aufträge platzieren können, ohne dass dies vom Markt registriert wird und Preisschwankungen auslöst. Eigentlich sind Dark Pools genau dafür da, Hochfrequenzhändler aussen vor zu lassen.
Nicht so die Credit Suisse, scheint sich Lewis sicher. Sie betreibt mit der Crossfinder-Plattform den mit Abstand grössten Dark Pool aller Broker-Häuser. «Fette und saftige Beute» biete dies den Flash Boys, schreibt Lewis, der bereits in früheren Bestsellern wie «Liars Poker» und «The Big Short» Breitseiten gegen die Wall Street geschossen hatte.
Indizien-Kette, keine Beweise
Den Verdacht lässt er Brad Katsuyama und John Schwall äussern, die Helden des Buchs und Betreiber der Börsenplattform IEX, welche HF-Händler austrickst.
Ihre Indizien gegen die Credit Suisse:
- Zahlreiche «Kunden» der Bank hätten ihre Computerserver ganz in der Nähe des Crossfinder-Servers in Weehawken, New Jersey, aufgestellt, um noch schneller zu sein.
- Widersprüchliche und schwammige Aussagen von Dan Mathisson, der die Crossfinder-Plattform leitet, ob der Dark Pool auch «flash» anwendet, also Hochfrequenzhandel.
- Zahlreiche Crossfinder-Programmierer bei der Credit Suisse hätten zuvor im High-Frequency-Trading gearbeitet. Oder Crossfinder-Programmierer seien von Hochfrequenzhändlern abgeworben worden.
- Josh Stampli, Chef Elektronischer Handel, hatte zuvor sieben Jahre bei Bernard Madoff gearbeitet.
- Nur fünf Broker, nämlich Goldman Sachs, Morgan Stanley, J.P. Morgan, Royal Bank of Candada und Sanford Bernstein, behandelten ihre Kunden fair.
Schwall und Katsuyama sind sich auf Grund dieser Indizien sicher. Die Vorwürfe an die Credit Suisse gipfeln darin, die Bank habe von Beginn weg vorgehabt, Hochfrequenzhändler in ihren Dark Pool einzulassen, obwohl «sie sich die grösste Mühe von allen gegeben hatte, vor Investoren als sicher zu erscheinen».
Zu den Vorwürfen in «Flash Boys» hat die Credit Suisse bislang keine Stellung genommen. Ihre Version war bislang immer: Kein High-Frequency-Trading in ihrem Dark Pool. Transparent macht dies die Bank aber nicht. Seit vergangenem Jahr macht die Credit Suisse gar keine Angaben zum Handel auf Crossfinder mehr.