Ob unabhängige Vermögensverwalter aktiv oder passiv investieren, hängt davon ab, wo sie leben. Dies illustriert eine Studie, die finews.ch exklusiv vorliegt.

Nicht nur die Eidgenössischen Abstimmungen offenbaren einen kulturellen Graben zwischen der Deutschschweiz und der Romandie sowie dem Tessin. Auch die Anlagestrategien der unabhängigen Vermögensverwalter tun das, wie aus einer Studie der Marktforschungs- und Beratungsfirma Kunz & Huber hervorgeht.

Fokus der Umfrage, die in Zusammenarbeit mit dem Verband Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV) entstand, waren zwar eher die Einschätzungen der unabhängigen Vermögensverwalter zur Qualität ihrer Custody-Banken und Produkteanbieter. Doch in den Antworten der total 282 befragten Vermögensverwalter, die rund 100 Milliarden Franken an Kundengeldern betreuen, waren auch Angaben zu ihrer Investmentstrategie.

Romands und Tessiner sind «aktiver»

Und hier zeigen sich die innerschweizerischen Differenzen: Landesweit verfolgen 54 Prozent der Vermögensverwalter eine eher aktive Investmentstrategie, während sich 15 Prozent als eher passive Investoren bezeichneten. 31 Prozent gaben an, sie verfolgten eine Mischung von beidem.

Interessant ist dabei folgende Erkenntnis: In der Deutschschweiz sind die Vermögensverwalter mit einer passiven und gemischten Anlagestrategie deutlich in der Mehrzahl, während in der französischen und italienischen Schweiz Vermögensverwalter mit aktiven Strategien überwiegen.

Risikobereitschaft ist kulturell bedingt

Gemäss Studie kommen in der Deutschschweiz 1,5 passiv oder gemischte Anlagestrategen auf einen aktiven. Umgekehrt ist es im Tessin und in der Romandie: Hier seien mehr als 3 von 5 Vermögensverwaltern aktive Investoren. Hingegen gebe es vor allem in der Westschweiz kaum einen Vermögensverwalter, der passiv investiere.

Dies zeigt einerseits, dass in der Westschweiz die Kundenbedürfnisse viel stärker nach einer aktiven Investmentstrategie verlangen als in der Deutschschweiz. Die Erkenntnis aus der Studie deckt sich aber auch mit der Behavioral-Finance-Lehre, die sich mit irrationalem Verhalten von Anlegern und Märkten beschäftigt. Sie hat nachgewiesen, dass Marktverhalten und Risikobereitschaft kulturell bedingt sind.

Höhere Vermögen, aktivere Vermögensverwalter

Die vorliegende Studie zeigt nicht nur die regionalen Unterschiede in den Investmentstrategien der Schweizer Vermögensverwalter. Einfluss hat auch die Höhe der Kundengelder.

Die Regel lautet da: Je höher die verwalteten Vermögen sind, desto aktiver legt der Vermögensverwalter die Gelder an. Gut ein Fünftel der Vermögensverwalter mit weniger als 100 Millionen Franken Kundengeldern verfolgt eine eher passive Anlagestrategie. Nur noch sechs Prozent sind es bei den Vermögensverwaltern mit mehr als 500 Millionen Franken.