Gut möglich, dass der antizyklische Kapitalpuffer dereinst gutschweizerisch wie Sperrmüll entsorgt wird, glaubt Rebeca Garcia von der Bankiervereinigung.
Rebeca Garcia (Foto) ist Leiterin Kommunikation Europa bei der Schweizerischen Bankiervereinigung.
Poufs, diese an Riesenkürbisse erinnernden gut gepolsterten Sitzschemel, sind in Sachen Interior Design wieder voll angesagt. Das Bild eines solchen üppig gefüllten Poufs mag vielleicht bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) als Sinnbild der Überhitzungstendenz im Immobilienbereich gewesen sein, als sie in der Vergangenheit mehrfach den Mahnfinger erhob.
Die SNB hat die Aktivierung des antizyklischen Puffers damit begründet, dass auf Grund des seit längerer Zeit beobachteten Wachstums der Kredite und Immobilienpreise ein Ungleichgewicht am Hypothekar- und Immobilienmarkt für Wohnliegenschaften entstanden sei. Besagtes Ungleichgewicht hätte nun ein Ausmass erreicht, das für die Stabilität des Bankensystems und somit für die Schweizer Volkswirtschaft ein Risiko darstelle.
Fiese Kügelchen
Stellt man sich nun vor, was geschieht, wenn so ein mit diesen abertausenden fiesen, kleinen Kügelchen gefülltes Pouf mal platzt, so bringt man der Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers durch unsere Nationalbank schon fast ein gewisses Verständnis entgegen – auch wenn der leise Verdacht mitschwingt, dass auch weitere, nicht volkswirtschaftlich motivierte Argumente die SNB in ihrem Entscheid bestärkt haben könnten.
So wie bei der Frage, ob Poufs nun in die gute Stube gehören oder nicht, scheiden sich nun auch die Geister über die Angemessenheit der Aktivierung ebendieses antizyklischen Puffers.
Schweizweite Blase?
Unter Immobilienökonomen sprechen einige nach wie vor von lokal begrenzten Hot Spot, währenddem andere die Sicht der SNB einer schweizweiten Blase teilen. Weiter hätte zugewartet werden müssen, um der von den Banken verschärften und teilweise neuen Selbstregulierung im Hypothekarmarkt eine reelle Chance zum Greifen zu geben.
Neueren Medienberichten zufolge würden gewisse Banken auch dazu übergehen, höhere Hypozinsen zu verlangen, die den Zugang zu Hypothekarkrediten für gefährdete Schwellenhaushalte einschränken. Klar ist jedoch, dass die Schweiz mit dieser Massnahme global Trendsetter gespielt hat, ohne jedoch praktische Erfahrungen mit diesem neuen Instrument zu haben und damit die möglichen unerwünschten volkswirtschaftliche Folgen in Kauf zu nehmen.
Oh Schreck!
Der geneigte Blogleser möchte sich hier lieber nicht ausmalen, was passiert, wenn er sich auf einen technisch nicht ausgefeilten und dadurch – oh Schreck! – instabilen Pouf setzt...
Für Banken und Kunden sind die Folgen der Aktivierung des Puffers jedenfalls gleichermassen unangenehm: Unterlegung mit mehr Eigenkapital ist teuer und kann mit einer Verteuerung der Kredite oder mit einem Rückgang im Kreditangebot einhergehen. Es ist auch nicht vollends auszuschliessen, dass die Folgen der Aktivierung zu einem gewissen Puff zwischen Anbieter und Nachfrager von Krediten führen könnte, wie man umgangssprachlich sagen würde.
Auf den Estrich
Es bleibt also nur zu wünschen, dass es dem Puffer wie dem Pouf ergeht: früher oder später wird man des Modetrends überdrüssig und das Unding wird gutschweizerisch als Sperrmüll entsorgt oder auf den Estrich in die Verbannung geschickt.