Der Ex-Händler Adoboli hat sich in der Wahl seiner desolaten Handelsstrategie angeblich auch vom nun wegbeförderten Chef des UBS-Investmentbanking beeinflussen lassen.

Wenn er bei seinen ursprünglichen Handelspositionen geblieben wäre, hätte Kweku Adoboli anstelle der Verluste einen Gewinn für die Bank eingefahren, erklärte er vor den Geschworenen des Londoner Southwark Crown Court.

Unter den Personen, die bei ihm einen Sinneswandel ausgelöst hätten, war nach seinen Worten auch Carsten Kengeter, berichtet die Nachrichtenagentur «Bloomberg» und die «Washington Post». «Wir wären heute nicht hier», wenn er im Sommer 2011 nicht gedrängt worden wäre, seine Markteinschätzung von negativ auf positiv zu ändern.

Besuch vom obersten Co-Chef

Darum habe er, der zuvor auf fallende Kurse gesetzt hatte, seine Überzeugung endgültig aufgegeben. Zwei Wochen lang habe er seine Meinung gegenüber seinen Vorgesetzten verteidigt, die ihm erklärten, dass er unrecht habe. Fortan setzte er auf steigende Kurse. «Von da an war ich zusammengebrochen! Ich war schlicht zusammengebrochen», klagte er offenbar im Zeugenstand.

Der Co-Investmentbanking Chef Kengeter habe die ETF-Handelsabteilung schliesslich am 12. Juli 2011 besucht und bei dieser Gelegenheit erklärt, er rechne mit steigenden Märkten. Als einfacher Händler habe er die Worte seines obersten Chefs nicht ignorieren können, behauptet Adoboli weiter.

Kengeter habe Adoboli ausserdem gesagt, dass er mit dem Verwaltungsratspräsidenten Axel Weber über die Märkte gesprochen habe. Kengeter und Weber hätten beide geglaubt, dass die Märkte steigen würden.

Stolperte Kengeter über ETF-Skandal?

Adoboli erklärte schliesslich, er habe seine Position vor dem Treffen geändert, und Kengeter habe ihn darin bestärkt, die neue positive Einschätzung beizubehalten.

Am Dienstag gab die UBS bekannt, dass Carsten Kengeter aus der Konzernleitung ausscheidet und die Führung der Investmentbank an Andrea Orcel abgibt.