Der Londoner Händler, der J.P. Morgan einen Verlust von über 2 Milliarden Dollar einbrockte, wettete schon zuvor mit hohem Einsatz und gewann – bis dieses Jahr.

Monate, bevor Bruno Iksil als «Londoner Wal» bekannt wurde, nannte man ihn in der City auch «Höhlenmensch», wegen eines früheren Hochrisiko-Geschäfts, von denen andere die Hände gelassen hatten.

So steckten andere Kredit-Derivate-Händler bereits letztes Jahr die Köpfe wegen des in London stationierten J.P. Morgan-Regenmachers zusammen, als er eine Wette gegen eine Gruppe von als Ramsch eingestufte Firmen einging, wie das «Wall Street Journal» berichtet.

 Geschichte von hochspekulativen Geschäften

Dieser früherer Deal rund um einen Junkbond-Index zeigt laut WSJ, dass die CIO-Abteilung – eigentlich eine Abteilung zum Absichern der Bankrisiken – eine Geschichte von Hebelgeschäften aufweist, welche der Bank hohe Gewinne, aber eben auch enorme Verluste einbrocken konnten.

Dieser vorangegangene, erfolgreiche Mega-Deal möge gemäss WSJ auch erklären, weshalb die Chefs bis und mit J.P.Morgan-CEO Jamie Dimon dem französisch-stämmigen Iksil bedenkenlos so viel Geld überliessen.

Wette auf Kreditausfälle

So soll der 2008 gegründete «CDX High Yield 11»-Index immer Sommer 2011 Iksils Interesse geweckt haben. Er habe einige dreijährigen Wetten auf den neuen Index ins Visier genommen, die im Dezember ausliefen.

Er habe nach Auskunft von Börsenhändlern eine pessimistische Sicht eingenommen und beim Stand von 87 Cents begonnen, den Index leer zu verkaufen (zu shorten). Iksil profitierte davon, dass zahlreiche Hedge-Funds eine Gegenposition einnahmen.

Tauziehen mit Hedge Funds

Als im September 2011 Eastman Kodak Mühe mit seinem Schuldendienst bekundete, sackte der Index gemäss einem von WSJ konsultierten Händler unter 70 Cents. In der Folge versuchten, einige Hedge Funds ihre zu optimistischen Positionen zu korrigieren und drückten den Index mit ihren Absicherungsgeschäften noch mehr.

Im November 2011, sechs Wochen vor Ablauf von Iksils Deal, gelang es dann allerdings einer Gruppe von Hedge Funds, den Index mit neuen «bullishen» Wetten wieder auf das Niveau von 83 Cents zu heben. Dies, obwohl der US-Energiekonzern Dynergy's Holding am 7. November Gläubigerschutz beantragte

Der «Höhlenmensch»

Bereits nannten diese Hedge-Funds  Isksil den «Höhlenmensch», der ihre Gewinne finanziere. Denn Iksil tat nach Auskunft einiger Händler alles, um den Index zu drücken und vergrösserte seine Position weiter.

Der J.P.Morgan-Starhändler soll am Schluss mit rund 1 Milliarde Dollar auf einen tieferen Indexstand gewettet haben. 

Pay-Day

Dann kam der 29. November und AMR Corp., die Muttergesellschaft von American Airway, meldete Konkurs an, und Iksil soll laut WSJ für J.P. Morgan rund 450 Millionen Gewinn eingestrichen haben. 

Die Hedge Funds, die dagegen gehalten hatten, buchten entsprechende Verluste. «Die Leute flippten aus», erzählt ein Hedge-Fund-Händler.

Der Moment der Rache kam

2012 erhielten die Hedge Funds dann die Chance, Rache zu nehmen. Bei Iksils letzten Deal stehen sie auf der Gewinnerseite.

Allein in der letzten Woche sollen sie mit ihren Gegengeschäften dazu beigetragen haben, dass sich die vor Wochenfrist eingeräumten Verluste von 2 Milliarden auf 3 Milliarden erhöht haben sollen. 

Erste Klagen

Weiterhin wird gerätselt, wie die grösste Bank Amerikas innert weniger Wochen einen derart hohen Verlust einfahren konnte. Und J.P.Morgan sieht sich mit ersten Klagen konfrontiert.

Iksil soll gemäss WSJ die Bank verlassen, allerdings sei noch nicht klar wann. Iksil reagierte auf Anfragen der Finanzzeitung nicht.