Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Philipp Hildebrand, tritt mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurück: Die Vorwürfe, so sein Argument, würden ihn sonst wohl immer verfolgen.
Er wird um 15.15 Uhr in Bern im Medienzentrum des Bundes, Bundesgasse 8, Konferenzraum, eine Erklärung zu diesem Entscheid abgeben und dabei «eine Anzahl Dokumente veröffentlichen», wie SNB am Montag in einem Communiqué mitteilte.
An den Devisenmärkten sackte der Euro an die Grenze von 1,21 Franken, allerdings nur kurzfristig.
Im 15.15 Uhr ist Hildebrand vor die Presse getreten. In ersten Worten würdigt er die Tätigkeit der SNB in seiner Ära.
«Tatsache ist: Es war so»
Die letzten drei Wochen seien für ihn, aber auch für Eveline Widmer-Schlumpf und Micheline Calmy-Rey eine schwierige Zeit gewesen. Hildebrand dankt den Bundesrätinnen, zudem seinen Direktoriumskollegen und den Bürgerinnen und Bürgern des Landes.
Er habe versprochen, die privaten Finanztransaktionen vom August 2011 – samt entsprechenden Emails – vollkommen offenzulegen. Er werde dieses Versprechen jetzt einlösen.
«Ich gehe ohne Ranküne»
Er habe inzwischen von weiteren Details Kenntnis enthalten. In Anbetracht der anhaltenden und vehementen öffentlichen Debatte, auch nach gründlicher Prüfung der Dokumentation, «bin ich zum Schluss gekommen, dass es nicht möglich ist, für mich einen abschliessenden und definitiven Beweis zu liefern, dass meine Frau diese Transaktion veranlasst hat. Tatsache ist: Es war so, und für diese Aussage stehe ich mit meinem Ehrenwort.»
Sein Rücktritt werde es erleichtern, die Glaubwürdigkeit der Nationalbank als letztes Gut zu bewahren. Er sei zuversichtlich, so Hildebrand, dass die Nationalbank gestärkt aus dieser Affäre hervorgehen werde.
Im Bewusstsein der aktuellen Schwierigkeiten und angesichts der Bedeutung der SNB «habe ich mich entschlossen, mein Amt per sofort zur Verfügung zu stellen». Der Schritt erfülle ihn mit Traurigkeit. Aber: «Ich gehe ohne Ranküne und vor allem erfahrener, als ich noch vor wenigen Wochen war.»
Sein Problem, so Hildebrand auf Nachfrage: Der Negativ-Beweis, dass er wirklich keine illegitimen Devisengeschäfte gemacht habe, sei nicht zu führen – und zwar ein für alle mal. Das heisse: Diese Geschichte würde immer eine schwere Hypothek für die Bank bedeuten. Und sie würde es für ihn erschweren, mutige Entscheide entschlossen zu fällen.
«Then it's fine for me»
Was aber hat sich seit der letzten Pressekonferenz am Donnerstag geändert? Er habe ein bisschen mehr Zeit zum Überlegen gehabt, so die Antwort von Hildebrand. Und er habe erkennen müssen, dass es nicht gelungen ist, dieses Thema vom Tisch zu kriegen – und wahrscheinlich nie gelingen würde.
Seit Donnerstag gebe es drei neue Elemente: Eines sei ein Email, das er vor der Pressekonferenz vom Donnerstag gefunden habe. Es ist eine Antwort des Kundenberaters auf sein Mail vom 16. August, wonach künftig keine Devisentransaktionen mehr gemacht werden sollen. Zudem habe er eine Kundennotiz gefunden, die das Gespräch des Sarasin-Beraters mit Kashya Hildebrand aufzeige: «If Kahsya wants to buy more Dollars then you said to me it's fine to me».
«Ich bin mit mir im Reinen»
Das dritte Element sei die Präzisierung des Kundenberaters, dass das Gespräch in der Galerie stattgefunden habe. Aber all dies helfe nicht: Er sei zur Einsicht gekommen, dass es nicht genüge, die Sache zu eliminieren. Er habe «nie gelogen in dieser Sache». Dafür gebe er sein Wort, so Hildebrand.
Auf die Frage, welches die Motive hinter den Angriffen auf ihn stehen, antwortete Hildebrand nicht: Das sei Spekulation – und es liege an den Journalisten, hier Antworten zu finden. Aber ein Freund habe ihm ein Email mit einem Zitat des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson geschrieben: «If you want to make enemies, try to change something.»
Als er realisierte, dass es sogar wichtig sei, «wo wir essen gehen und was meine Frau anhat, wenn wir essen gehen», da habe er realisiert, dass etwas definitiv nicht mehr stimmt. Es gebe halt auch die Dimension der Wahrnehmung – «dieser möglichen Einschränkung der Glaubwürdigkeit».
Er sei mit sich im Reinen, denn er habe nie gelogen, wiederholt Hildebrand, «im Vergleich zu vielen anderen».
Rechtliche Schritte bleiben ein Thema
Auch sein Amt als BIZ-Gouverneur und als Mitglied des FSB legt Hildebrand damit nieder. Thomas Jordan übernimmt interimistisch die Führung, aber der Nachfolger als Präsident muss vom Bundesrat bestimmt werden.
Auf die Frage nach rechtlichen Schritten sagte Hildebrand, er werde seine Beziehungen zu seinem Anwalt jetzt «sicher nicht ruhen lassen» und sich die Schritte – «wo und gegen wen» – gründlich zu überlegen.
In einer eigenen Mitteilung «bedauert» der Bankrat den Rücktritt.