Überraschend kündigte die UBS letzte Woche diverse Rochaden in der Chefetage an. Davon profitierten jene Manager, mit denen man kaum mehr gerechnet hatte.
Der Abgang von Risiko-Chefin Maureen Miskovic war erwartbar gewesen, nachdem der fatale Spekulationsverlust eines UBS-Händlers in London im vergangenen September ein milliardenschweres Loch in die UBS-Rechnung gerissen hatte. Zudem war es intern zuletzt ein offenes Geheimnis, dass die Bankerin mit UBS-CEO Sergio Ermotti nicht wirklich klar kam.
Überraschend ist hingegen, dass in der Ankündigung von letzter Woche mit keinem Wort von Carsten Kengeter (Bild links) die Rede war. Schliesslich war seit September in der Öffentlichkeit wiederholt die Absetzung des UBS-Investmentbanking-Chefs gefordert worden, trug sich doch der erwähnte Vorfall in London in seiner Abteilung zu.
Kengeters Know-how gefragt
Nun zeigt sich jedoch, dass die UBS auf das riesige Know-how des früheren Goldman-Sachs-Bankers nicht verzichten will. Dieses ist offenbar mehr wert, als die Tatsache, dass er die Verluste des Händlers Kweku Adoboli verantworten müsste. Oder anders gesagt: Offenbar hat sich Kengeter bei der Begrenzung des erwähnten Milliardenverlusts, der zeitweilig gut zehn Milliarden Dollar betrug, dermassen kompetent betätigt, dass die UBS auf ihn nicht verzichten kann.
Im Gegensatz zum vielstimmigen Chor, der Kengeters Demission einforderte, bleibt es eine Tatsache, dass es dem gebürtigen Deutschen gelang, das nach der Subprime-Krise marode Investmentbanking der UBS wieder auf Vordermann zu bringen. Und solange diese Sparte auch ein integraler Bestandteil der grössten Schweizer Bank ist, hat die UBS einen absolut valablen Manager an der Spitze im Investmentbanking.
Körner strategisch wichtig
Einer Überraschung gleich kam auch die Beförderung von Ulrich Körner (Bild Mitte). Der oftmals eher unterschätzte Banker, der im Fahrwasser von Oswald Grübel im Frühjahr 2009 zur UBS stiess, gilt intern durchaus als gewandt, um grosse Reorganisationen durchzuführen und strategische Weichenstellungen vorzunehmen.
Nach den Abgang Grübels im letzten September kursierte indessen schnell einmal die Vermutung, Körners Tage in der Chefetage der UBS seien gezählt. Doch das ist nicht so. In Ergänzung zu seiner bisherigen Funktion als Chief Operating Officer (COO) übernimmt der gebürtige Deutsche und frühere McKinsey-Manager nun auch noch die Verantwortung für die (riesige) Marktregion Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA).
Es ist genau jener Geschäftsbereich, dem Sergio Ermotti vorstand, bevor er an die Spitze der UBS katapultiert wurde. Vor diesem Hintergrund dürfte die Bedeutung Körners innerhalb der Schweizer Grossbank noch zunehmen – dies im Gegensatz zu seinen Kritikern, die in ihm eher einen Adlaten Grübels und einen farblosen Apparatschik sahen.
Rentables US-Geschäft
Last but not least ist auch die Ernennung von Robert «Bob» McCann (Bild rechts) zum Chef des gesamten Amerika-Geschäfts eine Überraschung respektive ein klarer Hinweis darauf, dass die UBS an ihrem US-Geschäft festhält. Verschiedentlich war in der Vergangenheit kolportiert worden, die Schweizer Grossbank könnte diesen Geschäftsbereich abstossen, da er kaum rentabel sei.
Doch CEO Ermotti machte in letzter Zeit verschiedentlich klar, dass die UBS jenseits des Atlantiks auch in der Vermögensverwaltung (Wealth Management) Geld verdiene und niemand die Absicht habe, diese Sparte abzustossen. Die Ernennung McCanns, einem früheren Merrill-Lynch-Banker und Weggefährten Ermottis, ist der beste Beweis dafür.
Einmal mehr zeigt sich in diesen Ernennungen, welche Überraschungen die Branche immer wieder auf Lager hat.