Ulrich Körner gilt als wenig charismatischer, aber zupackender Banker, der mit allen Wassern gewaschen ist. Dass er als neu designierter Credit-Suisse-Chef im Schosse der UBS nun unter Sergio Ermotti dienen wird, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Der 60-jährige Ulrich «Ueli» Körner ist in der Schweizer Bankbranche immer mal wieder für eine Überraschung gut. Mehrmals aspirierte er auf Top-Jobs bei den beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS), kam jedoch nicht in die Kränze. Gleichwohl verstand er es, sich für wichtige Posten erfolgreich zu empfehlen.
So sorgte er im März 2011 für eine Überraschung, als er – zuvor im Sold der UBS – die Leitung der krisengeschüttelten Asset-Management-Sparte der CS übernahm. Die Verwunderung war ebenfalls gross, als er im vergangenen Sommer zum CEO des gesamten CS-Konzerns ernannt wurde – notabene bei einer Bank, für die er bereits von 1998 bis 2008 gearbeitet hatte.
Glückloser CS-Chef
Wie erinnerlich war seine letzte Funktion nicht von Erfolg gekrönt, sondern endete tragisch im Niedergang der CS als eigenständige Schweizer Bank, die nun in die UBS integriert wird. Es ist mittlerweile müssig zu urteilen, wie weit es Körners Versagen war, dass die CS in ihrer letzten Phase, also im zweiten Halbjahr 2022, nicht wieder auf die Beine kam.
Zweifellos brillierte der schweizerisch-deutsche Doppelbürger in dieser Zeit nicht mit einer überquellenden Kommunikationsbereitschaft. Doch die kapitalen Fehler begingen seine Vorgänger in der CS-Geschäftsleitung sowie die Vertreterinnen und Vertreter im Verwaltungsrat.
Ein Vollblut-Banker
Trotzdem fragte sich in der hiesigen Bankbranche mancher, ob Körner tatsächlich der richtige Mann sei, um die CS nicht nur zu reorganisieren, sondern auch noch mit einer zukunftsträchtigen, um nicht zu sagen visionären Strategie zu versehen.
Zugutehalten muss man Körner, dass er durchaus ein Vollblut-Banker ist, der seine Blütezeit in der Ära von CS-Konzernchef Oswald J. Grübel erlebte. Als «Turnaround-Spezialist», man könnte auch sagen als «Vorarbeiter» seines Chefs, «zog er den Karren aus dem Dreck» und trug massgeblich dazu bei, die zweitgrösste Bank der Schweiz in die Gewinnzone zurückzuführen.
Gewiefter Sanierer
Körner folgte dann 2009 den Lockrufen Grübels, als dieser Chef der UBS geworden war, und heuerte dort als Chief Operating Officer (COO) an. Dabei übernahm er die Verantwortung für nicht weniger als 25'000 Mitarbeitende und schaute, insbesondere auch auf der Kostenseite, nach dem Rechten. So trug er wesentlich dazu bei, dass die nur haarscharf am Kollaps vorbei geschrammte Bank ebenfalls wieder auf Vordermann kam.
Körners bis heute kultivierte Zurückhaltung sollte Skeptiker nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ein durch und durch erfahrener Manager ist. Als früherer Wirtschaftsprüfer (PwC) und Strategieberater (McKinsey) bringt der promovierte Ökonom (Universität St. Gallen) das finanztechnische und strategische Rüstzeug mit. So überrascht es grundsätzlich nicht, dass er zweimal im engsten Favoritenkreis für die Nachfolge Grübels und zwar als CEO der Credit Suisse respektive der UBS stand.
Lange nicht erste Wahl
Doch bei der CS musste er dem Amerikaner Brady Dougan den Vortritt lassen, während er bei der UBS nicht bereit war, zunächst «nur» als Interims-CEO zu agieren, wie dies schliesslich Sergio Ermotti tat – und dieser dann definitiv CEO wurde. Entsprechend musste Körner lange mit dem Stigma leben, kein CEO erster Wahl zu sein
Im Sommer 2022 schaffte er es dann doch noch, oberster Chef der damals bereits arg lädierten CS zu werden – allerdings nicht für lange.
Liaison mit offenem Ausgang
Seit heute entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass Körner als neu designierter Credit-Suisse-Chef im Schosse der UBS nun unter Ermotti dienen wird. Er ist gewissermassen nun wieder da, wo er hingehört: in ein Umfeld des Wandels an den Schalthebeln einer Bank, die so reorganisiert werden muss, dass sie den Erwartungen und Anforderungen diesmal der UBS entspricht.
So überraschend diese Personalie auf Anhieb auch anmutet, sie macht Sinn. Körner ist wieder der «Vorarbeiter» und nicht der visionäre Chef – das ist Ermotti vorbehalten.
In dieser Rolle hat Körner durchaus Erfolgschancen, wie er es in der Vergangenheit mehrmals bewiesen hat. Sollte es diesmal trotzdem nicht klappen, kann CEO Ermotti sich von ihm wieder trennen, genauso wie er es bereits jetzt mit einer ganzen Reihe von Top-Managern und -Managerinnen der bisherigen CS getan hat.