Julius Bär wusste schon seit einigen Tagen, dass es nicht klappen würde. Wie sich die Safra-Gruppe im Bieterkampf um die Basler Bank durchsetzte.

Neue_Aufnahmen_Sony_015_2

Bereits im vergangenen August meldete die Safra-Gruppe ihr Interesse an der Bank Sarasin an, wie Sarasin-CEO Joachim Strähle am Wochenende gegenüber der «NZZ am Sonntag» erklärte. Doch erst ab Mitte Oktober habe sich gezeigt, dass sich das brasilianische Unternehmen aktiv im Bieterprozess eingeschaltet habe.

Zu diesem Zeitpunkt war es gemäss Angaben aus der Branche auch den anderen Interessenten klar, dass Safra ein ernsthafter Konkurrent sei. Vor diesem Hintergrund ist rückblickend auch nachvollziehbar, warum die Bank Julius Bär ihr Angebot erhöhte und Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz in die mediale Offensive ging. Es waren die letzten, beherzten Versuche, die Situation nochmals zu drehen.

Funkstille bei der Rabobank

Wie Recherchen von finews.ch ergaben, wusste man bei der Bank Julius Bär schon seit einigen Tagen, dass der Deal nicht zustande kommen würde. Von der Rabobank hatte man seit geraumer Zeit nichts mehr gehört, und die Leute nahe an den Verhandlungen wussten, dass die Safra-Gruppe bei ihrem neuerlichen Auftreten im Oktober gute Karten besass.

Am vergangenen Freitagabend war für das Top-Management von Julius Bär längst klar, wer den Zuschlag erhalten würde. Vor diesem Hintergrund lud ein Teil der Führungscrew ausgewählte Kunden nach Luzern ins KKL zu einem Konzert der französischen Star-Pianistin Hélène Grimaud ein.

Kooperationen geplant

Die Sarasin-Hauptaktionärin Rabobank entschied sich letztlich für Safra, weil Sarasin dadurch «in gute Hände» kam, wie Sarasin-Verwaltungsratspräsident Christoph Ammann gegenüber der «NZZ am Sonntag» weiter sagte.

Dabei hat sich die brasilianische Gruppe offenbar auch verpflichtet, sämtliche Arbeitsplätze bei Sarasin zu behalten. Kooperationsmöglichkeiten bieten sich auf verschiedenen Gebieten, namentlich in Lateinamerika, in der Schweiz sowie im Produktvertrieb und in der Informatik (IT).

Auf der Reichsten-Liste

Geleitet wird die Gruppe von dem 72-jährigen Joseph Safra, der auch die Aktienmehrheit hält. Safra ist brasilianischer Staatsbürger und zählt laut «Forbes» zu den reichsten Menschen der Welt. Das Wirtschaftsmagazin rangierte ihn im vergangenen März mit einem Vermögen von 11,4 Milliarden Dollar auf Platz 68 seiner globalen Reichsten-Liste.

Die Safra-Gruppe besitzt seit 1956 eine Tochterfirma in Genf, die darüber hinaus auch in Lugano und Zürich (Bild) vertreten ist. Sie beschäftigte rund 250 Personen in der Schweiz.

Sarasin und Safra bringen es gemeinsam nunmehr auf 209 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen (Assets under Management). Lesen Sie dazu auch den Beitrag «Neue Grössenverhältnisse im Private Banking». 

Neugeldzufluss spürbar rückläufig

Handelseinig wurden sich die beiden Parteien am Ende in der Zürcher Niederlassung der Bank Sarasin, wie Sarasin-Präsident Christoph Ammann in der «NZZ am Sonntag» sagte. Dort fanden die entscheidenden Gespräche statt. Verschiedene Verantwortliche der Rabobank und von Safra waren immer wieder telefonisch zugeschaltet. Kurz nach Börsenschluss stand dann am vergangenen Freitag das Abkommen fest.

Vor dem Versenden der Pressemitteilung wurden die Kadermitarbeiter per Telefonkonferenz informiert. Ebenfalls wrude sofort eine interne Mitteilung aufgeschaltet. Der Schulterschluss dürfte vor allem für die Mitarbeiter eine Erlösung sein.

Über die letzten Monate herrschte intern eine enorme Unsicherheit, und der Neugeldzufluss ging spürbar zurück.