Erstaunliche Expansion der Auslandsbanken
Vor zehn Jahren galten die Auslandsbanken noch als Auslaufmodell. Nun haben sie einen Lauf, auch dank der strategischen Umorientierung vom Private Banking auf das Firmenkundengeschäft.
Als «grossen Exodus» hatte die «Neue Zürcher Zeitung» den Abschied zahlreicher Auslandsbanken im Nachgang der Finanzkrise 2007-2008 und im Zuge des späteren Durchschüttelns des schweizerischen Private Bankings infolge der neuen internationalen Steuertransparenz betitelt. Das war 2014.
Auch in den Jahren danach zeigte der Trend steil nach unten: Gemäss Bankenstatistik der Schweizerischen Nationalbank sank die Zahl der Angestellten der «Ausländisch beherrschten Banken» und «Filialen ausländischer Banken» von 20'719 Mitarbeitenden im Jahr 2014 auf nur noch 15'145 im Jahr 2020.
Wieder über 16'000 Mitarbeiter
Damit war allerdings ein Tiefpunkt erreicht. Seither berappeln sich die verbliebenen Auslandsinstitute zusehends. Per Ende 2023 waren mit 16'207 Beschäftigten wieder mehr Leute für die Auslandsbanken tätig. Die neuesten Zahlen für 2024 sind noch ausstehend, aber Kenner der Szene gehen davon aus, dass der Wachstumstrend auch im Jahr 2024 angehalten hat.
Dazu passt ein neu gefundenes Selbstbewusstsein der hiesigen Vertreter von Häusern wie Bank of America, Commerzbank, Schroders oder BNP Paribas – letztgenannte ist seit 1872 in der Schweiz präsent und damit die älteste Auslandsbank.
Corporate Banking gibt Auftrieb
Insbesondere das Firmenkundengeschäft, wo der Wegfall der Credit Suisse eine grössere Lücke aufgetan hat, gibt den Auslandsbanken Auftrieb: von Corporate und Commercial Banking über Asset Management, Capital Markets und Commodity Trade Finance bis hin zu Cash Management oder Investment Banking.
Die ausländischen Institute können im Schweizer Markt auf der Grundlage gigantischer Einlagen in ihren Heimmärkten operieren und locken die exportorientierte Schweizer Firmenlandschaft auch mit weiteren Vorteilen ihrer globalen Präsenz.
Brücken für die Exportwirtschaft
Laut Raoul Würgler, dem Generalsekretär der Auslandsbankenverbands (Association of Foreign Banks in Switzerland, AFBS) erleichtern die Auslandsbanken nicht nur den internationalen Handel, «sondern bauen auch aktiv Brücken zu neuen globalen Möglichkeiten für Schweizer Unternehmen».
Gemessen an der Mitgliederanzahl ist die AFBS mit 87 Mitgliedsinstituten mittlerweile der zweitgrösste Bankenverband in der Schweiz.