Die Boni in der amerikanischen Finanzindustrie für das Jahr 2024 dürften deutlich höher ausfallen. Insbesondere für die Mitarbeitenden im Bereich Anleiheemissionen wird ein kräftiges Plus erwartet.

Laut den Schätzungen des Personal- und Gehaltsberatungsunternehmens Johnson Associates dürften die Boni an der Wall Street erstmals seit 2021 wieder steigen. Die variablen Vergütungen werden in fast allen Sektoren der Branche höher erwartet.

Investmentbanker, Händler und Vermögensverwaltungsexperten können zum Jahresende mit zweistelligen Zuwächse bei ihren Vergütungen rechnen, heisst es in der Studie. Besonders deutlich dürfte der Anstieg im Bereich Corporate Credit sein. Hier dürften die Auszahlungen um bis zu 35 Prozent zulegen. Die Aktivität habe hier deutlich angezogen und die Kapitalmärkte haben sich erholt, heisst es zur Begründung.

Bis zu 20 Prozent mehr liegt drin

Die Unternehmen hatten die ihre Aktien- und Anleiheverkäufe aufgrund der Zinserhöhung durch die Federal Reserve gebremst. In den vergangenen Monaten seien sie auf den Markt zurückgekehrt. Aufgrund dieser Dynamik liegen die Boni im Bereich Aktienemissionen bei den prognostizierten Ausschüttungen mit bis zu 25 Prozent mehr nicht weit hinter den Anleiheemittenten zurück.

Für Aktienhändler könnten die Boni um rund 20 Prozent steigen, während ihre Kolleginnen und Kollegen im Bereich Bonds einen bescheideneren Anstieg um 5 bis 10 Prozent verzeichnen dürften.

Die Boni im Beratungssektor werden demnach um bis zu 10 Prozent steigen, da der M&A-Auftragsbestand an Dynamik gewinnt.

Bankangestellte im Privat- und Firmenkundengeschäft müssen hingegen mit stagnierenden oder um 5 Prozent niedrigeren Vergütungen rechnen. Hier werden die rückläufige Kreditvergabe und höhere Rückstellungen als Gründe genannt.

Nicht euphorisch, aber zufrieden

«Dieses Jahr war insofern ungewöhnlich, als fast alle Finanzsektoren deutlich zugelegt haben», wird Alan Johnson, Managing Director des auf Entlohnungsmodelle spezialisierten Beratungsunternehmens, von der Nachrichtenagentur «Bloomberg» zitiert. «Die meisten Angestellten werden nicht euphorisch, aber mässig zufrieden sein. Und die Unternehmen sind optimistisch für das Jahr 2025.»

Der Trend lasse vermuten, dass die US-Banken die grössten Gewinne seit 2021 einfahren werden. Zwar gebe es mit Blick auf das vierte Quartal noch Unsicherheiten, aber der Ausblick für die Boni sei positiv.

2023 noch mit Rückgang

In den vergangenen beiden Jahren hatten die variablen Vergütungen bei den Wall-Street-Banken abgenommen. Laut den Anfang Oktober veröffentlichten Zahlen des staatlichen New Yorker Rechnungsprüfers lag das Durchschnittsgehalt in der dortigen Finanzbranche 2023 einschliesslich Boni bei 471’370 Dollar, ein Rückgang um 5,2 Prozent zum Vorjahr.