Mit ihrem Abschluss sendet die Grossbank deutliche Signale an die Aktionäre, die Politik und die Wirtschaft sowie die Aufsichtsbehörden. Sie betont die Bedeutung des Heimmarkts und unterstreicht die Stärke ihrer Bilanz.
Die UBS hat am Mittwochmorgen den Abschluss für das zweite Quartal vorgelegt. Die Zahlen werden teilweise immer noch stark von der Übernahme der Credit Suisse (CS) geprägt, und in der Vergleichsperiode, dem zweiten Quartal 2023, sind nur die Ergebnisse eines Monats nach der Übernahme enthalten.
Mit dem Halbjahrergebnis zeige die Bank, dass sie «alle unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Anspruchsgruppen» erfülle, konstatiert CEO Sergio Ermotti in der Medienmitteilung. Der Abschluss enthält aber auch Botschaften für die Anspruchsgruppen der Grossbanken.
Aktienrückkäufe: Viel Pulver schon verschossen
Eine wichtige Botschaft geht an die Aktionäre. Im Juni hatte die UBS mit Aktienrückkäufen begonnen. Nun hat sie bekanntgegeben, dass sie bis 9. August 2024 bereits Aktien im Wert von 467 Millionen Dollar zurückkaufte. «Wir streben für 2024 weiterhin Aktienrückkäufe im Volumen von bis zu 1 Milliarde Dollar an.»
Der UBS-Aktienkurs hatte sich seit der Bekanntgabe der CS-Rettung im März 2023 positiv entwickelt, war in den letzten Wochen allerdings unter Druck geraten. Am Mittwochmorgen wurde die Aktien an der Schweizer Börse zu 25.60 Franken gehandelt. Dass die Aktienrückkäufe weitergehen, ist für den Kurs grundsätzlich unterstützend (wenn auch dafür natürlich viele andere Faktoren wichtiger sind). Allerdings hat die UBS in gut zwei Monaten schon fast die Hälfte ihres Pulvers für den Rest des Jahres verschossen.
«Beste Bank der Schweiz»
Die Grossbank weist im Abschluss auch darauf hin, dass sie im Juli bei den prestigeträchtigen «Euromoney Awards for Excellence 2024» zur besten Bank der Welt gekürt wurde. UBS durfte diesen Preis massgeblich wegen ihres Beitrags zur CS-Rettung und damit zur Stabilisierung des Finanzsystems entgegennehmen, wie finews.ch berichtete.
Noch wichtiger ist der Bank, dass sie bei diesem Anlass ebenfalls (zum zehnten Mal seit 2012) die Auszeichnung als beste Bank der Schweiz einheimsen konnte. Sie nutzt diese Gelegenheit, um vorzurechnen, dass sie seit der CS-Übernahme von Kunden in der Schweiz Nettoneueinlagen in Höhe von rund 30 Milliarden Franken entgegengenommen und umgekehrt seither Kredite über 85 Milliarden Franken gewährt oder verlängert habe. Damit belaufe sich das Total der Kreditvergabe an Schweizer Kunden derzeit auf insgesamt 350 Milliarden Franken.
Das Kerngeschäft im Heimmarkt
Damit signalisiert die UBS der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der Schweiz, dass sie hierzulande in ihrem Kerngeschäft weiterhin eine zentrale Rolle zu spielen gedenkt. In den letzten Monaten waren immer wieder Befürchtungen geäussert worden, dass die UBS sich im Hypothekargeschäft oder bei Firmenkundenkrediten eine zu grosse Zurückhaltung auferlegen könnte, was den Wettbewerb schmälern und für die Bankkunden zu teureren Konditionen führen würde, was volkswirtschaftlich schädlich wäre.
Eine weitere Botschaft sendet die Grossbank an die Regulatoren. Der Bundesrat, die Finanzmarktaufsicht und die Schweizerische Nationalbank pochen seit Monaten darauf, dass die Bank künftig mehr Eigenmittel hält – ohne allerdings bisher eine konkrete Zahl zu nennen. Die UBS unterstreicht, man sei weiterhin stark kapitalisiert und weise eine «in jedem Umfeld solide und widerstandsfähige Bilanz» auf. Sie belegt dies mit Kennzahlen, die aus dem Repertoire der Aufsichtsbehörden stammen, nämlich mit der Kernkapitalquote, der Leverage Ratio und der Liquiditätsquote (LCR).
Erster Grossbankenzusammenschluss seit einem Vierteljahrhundert
Die UBS betont auch wiederholt die Fortschritte, die bei der Integration der CS und der Beseitigung von Altlasten gemacht worden sind. So konnten die risikogewichteten Aktiven im Bereich Non-core and Legacy seit dem zweiten Quartal 2023 um 42 Prozent reduziert werden. Gegenüber dem Vorquartal gingen sie um 8 Milliarden Dollar zurück, vor allem dank «aktiver Abwicklung» (also Verkäufen). Auf der rechtlichen Ebene geht die Zusammenführung der Gesellschaften voran, ebenso wie auf der operativen Ebene die Überführung auf die UBS-Kundenplattformen.
Damit will die UBS nach aussen demonstrieren, dass sie den anspruchsvollen Prozess einer Verschmelzung zweier Grossbanken voll im Griff hat. Hierzulande liegt ja die letzte derartige Übung (mit der Schweizerischen Bankgesellschaft und dem Schweizerischen Bankverein) immerhin ein ganzes Vierteljahrhundert zurück.