EFG International geht davon aus, dass eine Konsolidierung in der Schweizer Bankenlandschaft ansteht. Das Schweizer Finanzinstitut ist in einer blendenden Verfassung, um dabei eine aktive Rolle zu spielen. 

EFG International hat im ersten Halbjahr 2024 einen Rekordgewinn erzielt, die verwalteten Vermögen sind gestiegen, die Ertragsmarge ist auf hohem Niveau stabil, die Cost-Income-Ratio hat sich verbessert, und die Kapitalpolster sind gut gefüllt.

Die auf das Vermögensverwaltungsgeschäft spezialisierte Schweizer Privatbank, die im vergangenen Frühling als Übernahmekandidatin für die Bank Julius Bär gehandelt worden war, wäre also in einer guten Position, nicht nur organisch wachsen zu können.

Fokus auf organisches Wachstum, aber...

An der Halbjahrespräsentation vom Mittwoch in Zürich, die EFG International im Gegensatz zu den meisten anderen Publikumsgesellschaften immer noch im Präsenzmodus durchführt, hielt CEO Giorgio Pradelli in der Fragerunde zwar fest, dass der Fokus weiterhin auf dem organischen Wachstum liege.

Auch wenn der gesunde Menschenverstand nahelege, dass es zu einer Konsolidierung in der Bankenlandschaft Schweiz kommen werde, habe die Realität in den vergangenen Jahren – abgesehen vom Spezialfall Credit Suisse (CS) – anders ausgesehen. Natürlich werde man, wenn sich eine Gelegenheit ergebe, prüfen, ob diese die Kriterien bezüglich Synergien, Unternehmenskultur und Ertrag erfülle.

Rekordzahl von neuen Kundenberatern

Fiannzchef Dimitris Politis klang diesbezüglich eine Nuance positiver. Es gebe in der Tat sehr gute Gründe für eine Konsolidierung, und er sei zuversichtlich, dass sich das M&A-Geschehen beleben werde – was auch seinem Institut Opportunitäten eröffnen könnte. Und wenn sich seine Hoffnung nicht erfüllt?

Dann müsste überschüssiges Kapital in Form einer Extradividende an die Aktionäre fliessen; breite Aktienrückkäufe stünden hingegen wegen des bereits limitierten Free Float nicht im Vordergrund.

Dass EFG International günstige Gelegenheiten nutzt, um zuzuschlagen, zeigte sich im zweiten Halbjahr 2023, als aufgrund der besonderen Situation am Arbeitsmarkt für Bankangestellte nach dem CS-Debakel eine Rekordzahl von Kundenberatern rekrutiert wurde. Die Zahl von 50 bis 70 neuen Beratern jährlich bilde eine Leitgrösse, aber kein Ziel, betonte Pradelli. 

Gstaad und St. Moritz im Neugeld-Modus

Politis hielt in diesem Zusammenhang fest, dass man die Kosten der Einstellungen von 2023 heute trage, aber die entsprechenden Erträge erst später voll anfielen. Daher sei er besonders stolz darauf, dass es trotzdem gelungen sei, die Cost-Income-Ratio (Kosten-/Ertrags-Verhältnis) weiter zu senken.

Stolz ist der Finanzchef auch darauf, dass man es geschafft hat, im Heimmarkt «Schweiz und Italien» (auf den über 40 Prozent der verwalteten Vermögen von rund 160 Milliarden Franken entfallen), Netto-Neugeld im Umfang von 1 Milliarde Franken anzuziehen. Das sei massgeblich den neuen Standorten in Gstaad und St. Moritz zu verdanken.

Konzentration auf Kontrollierbares

Pradelli wiederum stellte mit Genugtuung klar, dass der gute Halbjahresabschluss an die Ergebnisse der Vorjahre anknüpfe, also kein Ausreisser sei. In Bezug auf den Ausblick konzentriere man sich auf die Bereiche, die man kontrollieren könne.

Nicht dazu gehört das «weiterhin anspruchsvolle und komplexe Umfeld», also die erhöhten geopolitischen Spannungen, die Zinsentscheide der Zentralbanken und die Trends an den Aktienmärkten – und, so könnte man anfügen, ob sich ein den Kriterien entsprechendes Übernahmeobjekt finden lässt.