Bei der Digitalisierung zeichnet sich immer mehr ab, welche Privatbanken besonders gut unterwegs sind. Gleichzeitig ist ein neuer Trend zu beobachten.
Vontobel, Julius Bär, Lombard Odier und Pictet dominiert die Studie über die Digitalisierung der Kundenbeziehungen von Colombus Consulting. Der entsprechende Bericht wurde am Montag veröffentlicht.
Die vier Privatbanken generieren laut der Studie einen natürlichen oder bezahlten Besucherstrom, der die Kunden auf ihre digitalen Plattformen (Web, Mobile, soziale Netzwerke usw.) weiterleitet.
Alpian, das im vergangenen Jahr bei der Studie sehr gut abschnitt, konnten dies in diesem Jahr bestätigen.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
1. Mehr Traffic, stärkeres Engagement
Das Wachstum des Internettraffics entwickelt sich mit fast 590 Millionen Besuchern positiv: dies entspricht einem Plus von 10 Prozent. Auch die Leistungen der verschiedenen E-Banking-Plattformen haben sich laut der Studie erheblich verbessert. Dies widerspiegle sich auch in dem um 17 Prozent stärkeren Engagement des Publikums, heisst es dazu.
2. Ein neuer Herausforderer im Web-Bereich
Swiss4 die erste Schweizer Privatbank, deren Website ausschließlich ihren Mitgliedern zur Verfügung steht – ein Novum. «Das Gefühl, dass man Mitglied sein muss, um mehr über die Dienstleistungen dieser Privatbank zu erfahren, vermittelt ein Gefühl von Prestige und Exklusivität», kommt die Studie zum Schluss.
Unangefochtener Spitzenreiter im Web-Bereich bleibt laut der Studie Vontobel. Die Privatbank hat den Abstand zum nächsten Mitbewerber (Julius Bär) mit einer fast fünfmal größeren Zielgruppe vergrössert. Dank der besseren Transparenz und Übersicht des Produktangebots sowie der größeren Kundenautonomie belegt Julius Bär den zweiten Platz im Web Ranking.
Vontobel ist seit zwei Jahren laut der Studie auch führend im Bereich «Mobile Apps».
3. Zwei private Neon-Banken heben sich von allen anderen ab
Alpian und Swiss4 positionieren sich im Gegensatz zu den anderen privaten Neo-Banken als Anlage- und Lifestyle-Partner.
Alpian will Anlagen im Private Banking-Stil (Verwaltungsmandate, Steuerung) einem möglichst breiten Publikum zugänglich machen, während Swiss4 den «Art de Vivre»-Aspekt vermögender Kunden, indem sie über die reine Kontoführung hinaus Unterstützung anbietet. So ermöglicht sie Zugang zu speziellen Veranstaltungen, Reisearrangements oder weltweiter Premium-Concierge-Service usw.
Swiss4 verleihe den Kunden das Gefühl Mitglied eines privaten Clubs zu sein, heisst es in der Studie. Es werde sich in den kommenden Monaten weisen, welche Kundenangebot sich durchsetzen würden.
4. Soziale Netzwerke: Eine neue Ära hat begonnen
Während die Zahl der Abonnenten in den sozialen Netzwerken im vergangenen Jahr stabil blieb, verzeichnet die Studie für das akutelle Jahr ein Wachstum von 32 Prozent. Dabei erweist sich LinkedIn als die präverierte Plattform mit 77 Prozent des gesamten Publikums der sozialen Netzwerke und 42 Prozent mehr Abonnenten.
Bei Facebook dagegen verlangsamt sich das Wachstum (+9 %), noch schlechter läuft es für X (+0,2 Prozent). Sehr robust erweisen sich YouTube (+20 Prozent) und Instagram (+17 Prozent). Laut der Studie ist feststellbar, dass immer mehr Privatbanken mit Videos kommunizeren und den Austausch mit den Kunden suchen.
«Das Streben nach Interaktion mit der Community erfordert eine strategische Positionierung, die klar und differenziert genug ist, um öffentlich geteilt zu werden», erklärt Brewen Latimier, Manager bei Colombus Consulting Schweiz.
5. Neue Technologien und Private Banking
Private-Banking-Berater profitieren stark von neuen Technologien, die die Art und Weise, wie sie mit ihren Kunden interagieren und deren Portfolios verwalten, revolutionieren. Mit Hilfe von Instrumenten wie Portfoliomanagementdiensten, Software für das Kundenbeziehungsmanagement, E-Banking und generativer künstlicher Intelligenz können sie genauere und individuellere Empfehlungen anbieten.
Diese Technologien würden ein besseres Verständnis der Kunden und verbesserte Bankdienstleistungen ermöglichen, heisst es dazu in der Studie. «Die Einführung dieser neuen Technologien ist jedoch mit einigen Hürden verbunden, wie die Weitergabe von Kundendaten mittels Tools von Drittanbietern, das Bankkundengeheimnis zu wahren und den Wandel innerhalb der Finanzinstitute zu bewältigen.»