Der Rekrutierungsfeldzug des vergangenen Jahres macht sich für die Zürcher Privatbank EFG International bezahlt: Die neuen Kräfte haben zum Jahresauftakt für viel Wachstum gesorgt.

EFG International ist mit Schwung ins neue Geschäftsjahr gestartet. Die in Zürich beheimatete Privatbank vermeldete am Dienstag einen Gewinn für die ersten vier Monate des Jahres von 110 Millionen Franken. Dies gegenüber 90 Millionen Franken in den ersten drei Monaten des Vorjahres, oder 303,2 Millionen Franken im gesamten 2023.

Jenseits der Bandbreite

Die Gewinnkraft des Instituts ist also mindestens so hoch wie im vergangenen Jahr, während das Wachstum die eigenen Zielwerte überschritten hat. So beliefen sich die Netto-Neugelder laut den Angaben vom Dienstag auf 3,6 Milliarden Franken. Das entspricht einer annualisierten Wachstumsrate von 7,6 Prozent, deutlich mehr als die 4 bis 6 Prozent, die EFG derzeit anstrebt.

Die Bank verwies dabei auf den starken Beitrag der neuen Kundenberater – bei EFG heissen diese Client Relationship Officers (CRO) – die noch im Jahr 2023 geholt wurden. Im ersten Trimester stellte das Geldhaus global weitere 26 neue CRO ein. Ende April waren damit insgesamt 718 Kräfte an der Kundenfront tätig.

EFG strebt die Rekrutierung von 50 bis 70 neuen CRO pro Jahr an, 2023 stiessen aber weit über 100 Kundenberater zum Unternehmen.

Zweistelliger Anstieg bei Vermögen

Nicht nur das Neugeld, sondern auch günstige Währungseffekte und das Umfeld an den Börsen sorgten für mehr Volumen bei EFG. Die verwalteten Vermögen nahmen demnach gegenüber Ende 2023 zweistellig um 11 Prozent zu und beliefen sich Ende April auf 157,5 Milliarden Franken.

Trotz der Offensive behielten die Private Banker dabei die Kosten im Griff, worin sich abermals die Handschrift des sparsamen CEO Giorgio Pradelli zeigte. Bis im Jahr 2025 will er bei EFG jährliche Kosteneinsparungen von 60 Millionen Franken gegenüber dem Wert von 2021 erzielen. Dank der starken Ertragslage verbesserte sich das wichtige Kosten-Ertrags-Verhältnis (CIR) auf 72,5 Prozent, gegenüber 73,3 Prozent für das Gesamtjahr 2023.

Als einziger Wermutstropfen erwies sich schliesslich die Ertragsmarge, die sich wegen des abnehmenden Beitrags aus dem Zinsengeschäft von 99 Basispunkten Ende Jahr auf 96 Basispunkte verschlechterte.

Bestens positioniert für Übernahmen

Ganz bedeckt hielt sich EFG zu den Übernahmespekulationen, die in den vergangenen Tagen die Runde machten. So berichtete auch finews.ch, dass das Institut im vergangenen Februar der Zürcher Konkurrentin Julius Bär im Geheimen ein Fusionsangebot unterbreitet habe. Offenbar verliefen die Gespräche ergebnislos.

Es zeigt sich nun aber, dass EFG im Vergleich zu den «Bären» im Jahr 2024 schneller wächst und auch die eigene Kapitalposition nochmals stärken konnte – das Institut wäre also bestens für Übernahmen positioniert.

Für einen künftigen EFG-Julius-Bär-Zusammenschluss könnte dies demnach bedeuten: Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben.

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