Die Credit Suisse ölte das Scharnier zwischen Investmentbanking und Vermögensverwaltung mit Sonderzahlungen. Das neue Mutterhaus UBS möchte diese Praxis nun offenbar kopieren.
Bei der Credit Suisse (CS) war es quasi Credo: Die selbsternannte «Unternehmerbank» wollte reiche Entrepreneure sowohl im Private Banking wie auch mit der Investmentbank bedienen. Um den Transfer zwischen den Sparten anzukurbeln, zahlte die Grossbank Sonderprovisionen für Investmentbanker, welche Kunden an die CS-Vermögensverwaltung vermittelten.
Im Schatten der Riesen
Jene Praxis will man nun offenbar auch beim neuen Mutterhaus UBS kopieren: Wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, überlegt sich die Bankführung, ebenfalls solche Sondervergütungen an die eigenen Investmentbank-Mitarbeitenden auszurichten. Gegenüber der Agentur mochte das Geldhaus dies nicht kommentieren.
Hingegen spricht die UBS-Führung recht offen darüber, dass sie die eigene Investmentbank als Türöffner zu den Vermögen schwerreicher Unternehmern und ihren Familien nutzen möchte. Diese Taktik verfolgt das Institut insbesondere in den USA, wo die UBS immer noch im Schatten von Wallstreet-Riesen wie Morgan Stanley agiert.
Sprung mit CS-Kräften
Damit gehen inzwischen auch Pläne für den Ausbau der Sparte einher; in den Staaten will die Bank auf Platz sechs der grössten Investmentbanker vorrücken. Dies, nachdem die UBS-Investmentbank lange nur als Zulieferer des Kerngeschäfts mit der Vermögensverwaltung fungierte. Mit den übernommenen Investmentbankern der CS strebt das Geldhaus nun aber zu neuer Grösse.
Noch ist es in diesem Geschäfts aber ein gutes Stück weit von seinen Zielen entfernt, wie auch finews.ch berichtete. Aber immerhin hat die kombinierte UBS-CS-Investmentbank im ersten Quartal 2024 nun wieder zum Gewinn des Gesamtkonzerns beigetragen.
Rezept zum Desaster
Mit einer Anlehnung an einstige Lohnpraktiken der CS würde sich die UBS aber wohl auf gefährliches Terrain vorwagen: Es war just das Gewinnstreben einzelner entgleister (Investment-)Banker und das Buhlen verschiedener Banksparten um dieselben Kunden, die bei der Krisenbank zum Doppeldebakel um die US-Finanzboutique Archegos und um die geschlossenen Greensill-Fonds führten.
Diese Vorfälle sorgten mit dafür, dass das Vertrauen in die CS am Markt erodierte – was am Ende in den fatalen «Bank runs» bei der zweitgrössten Schweizer Bank gipfelte.